Zurück zum Naturgarten

Die Wohnzimmer-Atmosphäre im Garten bekommt mit nachhaltigen Aspekten, Natürlichkeit und insektenfreundlichen Pflanzen neue Impulse. Die wichtigsten Gartentrends 2022 im Überblick.

Endlich, der Frühling ist da! Am Morgen auf der Steinterrasse frischen Kaffee trinken, währenddessen man die Sonne beim Aufwachen beobachtet. Abendstunden lässt man gemütlich im Gartensofa ausklingen, mit dabei dezente Musik aus den integrierten Seitenboxen. Und während die zeitgesteuerte Bewässerungsanlage die Arbeit verrichtet, zieht man noch ein paar Längen im Pool. Ob man gerade seinen Garten aus dem Winterschlaf holt, neue Accessoires sucht oder sein erstes Gartenprojekt startet, Themen wie Nachhaltigkeit, Pflege und Trockenheitstoleranz werden in diesem Jahr die Gestaltung beeinflussen.

Die Folgen des Klimawandels sind spürbar und längere Phasen ohne Regen auch in unseren Breiten zu erwarten. Zudem wird immer klarer, wie wichtig Biodiversität ist, auch im gestalteten Garten. Was aber zur Folge hat, dass sich Gärten in ihrem Erscheinungsbild verändern (werden). Wir dürfen uns an rauere Charaktergärten, vielfältigere Farben und natürliche Materialien gewöhnen, gemäß der japanischen Garten-Philosophie, in der Schönheit erst durch den Nutzen entsteht.

Der Garten im Wandel: Vielfältiges Farbenspiel, Natur und Charakter prägen unsere Außenbereiche. Foto: © Nentwich Gartenbau

Trends in der Gartengestaltung

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass sterile Betonflächen und Schotterbeete, am besten schon heute, vermieden werden sollten – aus mehreren Gründen, weiß Gartendesigner Phillip Schimek von Prachtgarten Praskac: „Zum einen fehlt wertvolle Gartenfläche für die Tiere und Pflanzen; vor allem aber erhitzen sie extrem stark. Das kann während der heißen Sommermonate besonders unangenehm werden.“ Dicht versiegelter Beton lässt zudem kein Wasser im Boden versickern. Ein Nachteil an regenintensiven Tagen.

Für einen richtigen Naturgarten gehört also alles Künstliche, wie Aluminium, Kunststoffe, Betonplatten und Co, gegen Natursteine (Granit, Kalk-, Sandstein, Gneis, Jura) oder Holz ersetzt. Im Sinne der Nachhaltigkeit eignen sich zum Beispiel Trockenmauern sehr gut, etwa als Sitzmöglichkeit oder Begrenzung. Zumal sie nicht nur ein besonderes gestalterisches Element sind, sie dienen auch als Insekten-Unterschlupf. Und wer sich wegen der „durchlässigeren“ Garten-Oberflächen sorgt, sogar befürchtet, dadurch mehr Unkraut bewältigen zu müssen, hält sich an den Experten-Rat, nämlich dicht bepflanzte Staudenbeete. Schimek spricht damit gleich einen weiteren Trend im Gartendesign an: Neben mehr Natürlichkeit sind weiterhin beständige, pflegeleichte Gärten sehr gefragt. 

Naturgärten bestechen durch viel Grün und wenig Künstliches.

Mit Pflanzen und Farben variieren

Wer dieses Jahr nur ein kleines Upgrade machen möchte und dafür neue Accessoires und Möbel sucht, holt sich mit einer dezenten Farbpalette aus natürlichen, gedeckten Farben wie Beige, Sand und schönen Grautönen den aktuellsten Farbkanon in sein Refugium.

Konträr sieht es dafür bei den Blühern aus. Hier darf es jetzt bunt und bienenfreundlich sein. Nach Schimek wirke eine wechselhafte, farbenfrohe Blütenpalette allerdings immer etwas willkürlich. Er empfiehlt bei einem Farbschema pro Jahreszeit zu bleiben. So gelingt der Spagat aus harmonischen, dennoch aber kontrastreichen (Blumen-)Beeten.

Was das Thema Artenvielfalt und „nützliche“ Blühstreifen betrifft, empfehlen die Gartenprofis bei Nentwich bei der Wahl der Pflanzen einfache Blüten zu verwenden, sodass der Nektar von den Insekten leicht erreicht werden kann. Bei den Gehölzen ist die Nachfrage nach alten, regionalen Sorten sehr groß, vor allem, weil sich der Trend langsam aus den Reihen der Selbstversorger und der Community-Garden-Bewegung in Richtung Mainstream-Bewusstsein bewegt. Laut Nentwich ist aus diesem Grund einer der frühblühendsten Sträucher, die Kornelkirsche, auch unter „Dirndl“ bekannt, besonders beliebt.

Zu spät sollte mit grünen Planungsvorhaben allerdings nicht begonnen werden, mindestens sechs Monate Vorbereitung brauche es, bei kleineren Rabatten gehe es etwas schneller, so Philipp Schimek. Entscheidend sei dabei nicht nur die Pflanzengröße, was eine Budgetfrage ist, sondern ebenso die Bodenbeschaffenheit und der Dünger. Beides könne man jedoch sehr gut selbst bestimmen und damit zum Wachstumserfolg beitragen. Der Gartenplaner erzählt aus seiner Praxis weiter: „Wir bedienen eine breite Kundenbasis. Und alle haben großartiges Design verdient. Als Baumschule schöpfen wir aus dem vollen Sortiment. Wir bieten (heimische) Pflanzenarten in jeder Größe an. Die höchsten Bäume in unserem Angebot messen fast 25 Meter und sind rund 80 Jahre alt.“

Bunt und bienenfreundlich wird es heuer in den Beeten. Foto: © Prachtgarten

Natürliche Beschattung

Bäume sind übrigens die idealen Schattenspender und deshalb unverzichtbarer Bestandteil eines jeden gut geplanten Gartens. Ihr natürliches Mikroklima schlägt jedes Sonnensegel und jede künstliche Beschattung. Bei Nentwich setzt man etwa auf immergrüne Bepflanzungen. Kiefernarten eignen sich besonders, da sie trockene Standorte und Sonne gut vertragen. Generell sind trockenheitstolerante Pflanzen, wie zum Beispiel der Zürgelbaum, Feldahorn, Judasbaum oder die Felsenbirne, laut den Garten-Profis im gärtnerischen Bereich das Zukunftsthema. Ideen für exotischere Sorten finden sich in mediterranen Regionen; hier sollte man nur bedenken, dass, je nach Art, viele davon nicht winterhart sowie pflegeintensiver sind.

Was in ländlichen Gegenden geht, klappt natürlich ebenso in der Stadt. Denn gegen die pralle Hitze gibt es auch für (Dach-)Terrassen Möglichkeiten. Hier arbeitet man am besten wieder mit heimischen Hölzern, da sie problemlos die Minusgrade bei uns vertragen, arrangiert sie aber in Töpfen. Sitzgarnitur und Outdoor-Küche grenzt man anschließend an diese Solitäre an. Die richtige Platzierung gilt auch für Häuser mit Terrasse samt Übergang in den Garten. Und gerade bei Neu- oder Umbauten empfiehlt Schimek das Gartendesign von Beginn an einzubinden. Als Gründe nennt er Proportionen für eine ausgewogene Anlage, stimmige Dimensionen, Blickachsen und -wege.

Ist einmal der Weg von der Planung zur fertigen Gartenanlage geschafft, darf man sich auf Wellness und Erholung freuen, was übrigens ein weiterer, nachhaltiger Trend ist, der sich durch die Pandemie noch verstärkt hat. Vom Schwimmteich bis zur Außensauna, mit Fitness- und Vitalparcours oder klassische Gartendusche, vieles ist machbar. Denn damit ein Naturgarten trotzdem eine Oase wird, sind stilvolle Wohlfühl-Zonen unverzichtbar für ein harmonisches, zeitgemäßes Gesamtwerk.

Bäume spenden auf natürliche Art Schatten. Foto: © Kramer & Kramer