Schmetterlinge aus Beton

Fünf anmutige Zitronenfalter sind auf den ehemaligen Präsidentschaftsgründen auf der Hohen Warte gelandet. Und bei allem Reiz, den sie auf dem prächtigen Gartenanwesen entfalten, sind sie nachhaltig gebaut und bieten 23 Wohnungen mit insgesamt über 4500 Quadratmetern Nutzfläche Platz.

Für ihre federleichte Anmutung zeichnen die Architekten von Gerner Gerner Plus verantwortlich, für die Belastbarkeit der fünf Baukörper die verwendeten massiven Baustoffe wie Beton und Ziegel. Der architektonische Entwurf sah rundliche, stark geschwungene, dreistöckige Baukörper in Betonskelettbauweise vor. Warum die Wahl auf Beton fiel, erläutert Architektin Gerda Maria Gerner: „Ausschlaggebend für die Entscheidung, das Projekt in Beton zu planen, war die Möglichkeit der Formbarkeit des Materials. Durch den dreidimensionalen Entwurf der schleifenförmigen Fassaden und Terrassen war die Umsetzung in Beton optimal. Die Kombination von Beton für die tragenden und formbildenden Elemente und Ziegel für die Wände der Wohnungen ermöglichte eine natürliche und moderne Anmutung und Atmosphäre für die Bewohner und letztendlich eine aktuelle Form der Nachhaltigkeit auf diesem besonderen Grundstück in Wien.“

Autofreier Blick ins Grüne

Die Frage, wie mit dem rund einen Hektar große Areal am besten umzugehen sei, ganz besonders mit dem Altbaumbestand, stand von Anfang am im Mittelpunkt der Planung. Zwischen den Bäumen ordneten die Architekten die fünf Baukörper so an, dass jede Wohneinheit statt eines Gegenübers einen freien Blick ins Grüne hat. Womit die Vision der Architekten sich voll entfalten konnte: „Schließen Sie die Augen und denken Sie an schöne, gelbe Zitronenfalter, die sich in einem Park niedergelassen haben und an ihre Leichtigkeit“, erklären die Architekten die Formgebung der Baukörper. In enger Zusammenarbeit mit den Behörden gelang es, dieses Bild darüber hinaus frei von Autos zu halten. Diese nähern sich über einen schmalen Tunnel den unterirdischen Garagen, von denen die Wohnungen in Größen zwischen 110 und 260 Quadratmetern zugänglich sind. Dabei wurde streng darauf geachtet, die Wurzeln der Bäume nicht zu beschädigen.

Um den einst präsidialen Garten entsprechend würdigen und genießen zu können, haben alle Einheiten der Residenzen ausgedehnte Balkone und Terrassen. Und ein großzügiges Raumgefühl, das durch eine perfekte Raumnutzung vermittelt wird. Möglich wird diese durch ein Konzept, in dem wenige vorgegebene Fixpunkte die Grundrisse flexibel halten, die sich so individuell von ihren Bewohnern gestalten lassen. Ein Kriterium, das intelligente Architektur laut Gerda Maria Gerner erfüllen muss.

Der Blick ins Grüne ist hier essenziell. Die Baukörper sind so angeordnet, dass es kein Gegenüber gibt – außer vielleicht ein Mitglied des malerischen Baumbestandes.

So individuell wie die Grundrisse sind auch die einzelnen Baukörper: Zwei Bauteile sind für Mietwohnungen konzipiert und durch ein gemeinsames Garagengeschoss verbunden; in den restlichen drei Baukörpern wurden Eigentumswohnungen geschaffen. Die Aufteilung ist in allen identisch: Auf jeder Ebene gibt es zwei Wohneinheiten, im Dachgeschoss eine weitere – alle Einheiten sind mit einem besonderen Bezug zum Park geplant worden.

„Der Entwurf ist sehr speziell – eine Herausforderung für die Tragwerksplanung, die Sichtbetonqualität und die Ausführung. Aber genau diese Aspekte machen das Projekt so spannend – kombiniert mit einer Bauherrin, die größten Wert auf beste Qualität legt, die Kosten aber genau wissen will, rasch entscheidet und insgesamt aufgrund der schlanken internen Strukturen eine unkomplizierte Auftraggeberin ist.“, zeigt sich Projektleiter Carl Thumecke seitens Vasko+Partner begeistert.

Vorteile des Betons

Die Vorteile des Betons kommen darüber hinaus auch bei dem ökologisches Haustechnikkonzept zum Tragen, das mit einer Bauteilaktivierung das ganze Jahr über für eine angenehme Temperierung sorgt. Höchste Ansprüche wurden auch an die Wärmedämmung gestellt, die aufgrund der geschwungenen Baukörper eine besondere Herausforderung darstellten. Das Thema Nachhaltigkeit endet für die Architekten von Gerner Gerner Plus jedoch noch nicht bei der Materialwahl oder dem U-Wert. Vielmehr wurden 50 Tiefensonden über das gesamte Grundstück verteilt, behutsam an den Wurzeln des Baumbestands vorbei in die Erde gebohrt und sorgen nun dafür, dass die fünf Wohnhäuser auf der Hohen Warte ohne fossile Rohstoffe auskommen sowie ausschließlich über Geothermie beheizt und gekühlt werden.

Neben dem guten Gewissen kommt aber auch der Servicegedanke in den Residenzen nicht zu kurz: So sorgt ein Concierge im Loungebereiche dafür, dass Pakete in die richtigen Hände gelangen und Dienstleistungen aller Art organisiert werden; außerdem gibt es einen Veranstaltungsraum, der für private Anlässe gemietet werden kann.