Wellness unter freiem Himmel

Die großen Hotels machen es vor: Die Wellness-Bereiche ziehen an die frische Luft.

Statt in – edel – gefliesten Indoor-Bereichen wird im Wald gebadet, auf Lichtungen massiert, werden Äste statt Gewichte gestemmt. Die Lockdown-Zeiten haben viele große Häuser genutzt, um Yoga-Plattformen zu bauen, Barfuß-Parcours anzulegen oder japanische Onsen-Pools mit 42 Grad heißem Wassern aufzustellen. Denn während der Pandemie haben die Menschen es wieder schätzen gelernt, draußen zu sein – und das Wohlgefühl unter freiem Himmel hört auch mit immer reduzierteren Corona-Maßnahmen nicht auf.

Genauso wenig wie mit dem Urlaub: „Das Leben wird immer mehr komplett nach draußen verlagert, vom Büro über das Kochen bis zur Wellness“, weiß Jörg Zecha, Geschäftsführer von Begründer. „Der Bedarf etwa nach einem Yogaplatzl wächst kontinuierlich, das bringen die Menschen aus dem Urlaub mit, und dann wird es auch im Alltag zum Standard.“ Michaela Nentwich, Inhaberin von Nentwich Gartenbau, stellt ebenfalls einen wachsenden Bedarf nach Elementen für die Wellness im Garten fest. „Bei uns ist die Nachfrage nach Naturpools sehr hoch“, so die Gartenplanerin. „Und alle, die es sich leisten können, wollen eine Außensauna, aus der man in die Natur schauen kann.“ Beziehungsweise im Gegenzug vom Liegestuhl im Garten auch auf eine schöne Sauna – denn gutes Design ist bei Wellness-Elementen längst nicht mehr nur ein Nice-to-have, sondern Bedingung, um auf die Dachterrasse oder in den Garten einziehen zu dürfen. „Das Design ist sehr wichtig“, betont Nentwich. „Die Leute legen Wert darauf, dass die Dinge funktionieren, nachhaltig sind und gut designt“, fasst sie es zusammen.

Eingebettet in die Architektur

Was nicht nur für die Sauna selbst, sondern auch für das Drumherum gilt. „Outdoor-Saunen liegen wieder im Trend. Allerdings werden sie nicht mehr isoliert betrachtet, sondern in ihrem Umgebungskontext, sie müssen entsprechend harmonisch in das architektonische Gesamtensemble und die Grünraumgestaltung eingebettet sein“, weiß Josef Deisl, Geschäftsführer von Deisl Sauna und Wellness, um die Ansprüche an die modernen Wohn- und Wellnesskonzepte. „Die Kunden wollen aus der Sauna den freien Blick in den Garten, einen Teich oder den Sternenhimmel genießen, das Wechselspiel der Jahreszeiten beobachten und im Einklang mit der Natur saunieren. Panorama- und Decken-Verglasungen öffnen hier den herkömmlich engen Saunaraum, lassen Tageslicht einfallen und schaffen so einen fließenden Übergang zwischen Sauna- und Grünraum.“ Der bei den Deisl-Saunen auch gern einmal etwas spektakulärer ausfällt: So hat der Spezialist schon aufwendige Schwitzanlagen in Baumhäusern, über Abhängen oder auf 1700 Metern Seehöhe realisiert. Und rät dazu, über die Sauna selbst hinauszudenken: „Das Einplanen eines angrenzenden Entspannungs- oder Duschbereichs, das Integrieren von bestehenden Pool- und Wellnessanlagen ist sinnvoll und sehr gefragt.“

Der eigene Garten wird zur Wellnessoase.

Wellness to go

Aktuell hat das Unternehmen eine Neuheit entwickelt, die auch der jungen Generation Türen zum schönen Schwitzen öffnen soll: eine mobile Container-Sauna, die Wellness to go ermöglicht. „Entspannung und Mobilität haben heute einen enorm hohen Stellenwert, sind aber oftmals schwer miteinander vereinbar. Wir haben deshalb versucht, eine Saunalösung für moderne Nomaden zu entwickeln“, erklärt Deisl. Die architektonische Idee zu dieser mobilen Sauna ist schließlich in Anlehnung an die Microhouse-Bewegung und zeitgenössische Containerbauten entstanden. Die Sauna wurde dafür in einen würfelförmigen Container eingebaut; der Kubus ist wetterfest und lässt sich dank einer robusten Grundkonstruktion flexibel, sprich standortungebunden aufstellen und schnell aktivieren. Etwa auch auf den Dachterrassen in der Stadt – bei denen allerdings häufig zwar der Platz im Freien üppig vorhanden ist, im Stiegenhaus dafür umso begrenzter. Entsprechend braucht es für die Installation von Wasserbecken auf dem Dach oft einen Kran, der nicht nur Geld, sondern auch Nerven kostet – was der angestrebten Entspannung eher nicht zuträglich ist und einer Alternative zu den klassischen Whirlpools im derzeitigen Boom regen Zulauf beschert: den Softubs. Die runden, coolen Whirlpools bestehen aus 25 Bahnen heißverschweißtem Schaumstoff, der sowohl stabil ist als auch eine weiche Sitzgelegenheit – und mit lediglich 20 bis 40 Kilo Leergewicht fast überall hinaufgebracht werden kann. „Mit ein bisschen Quetschen und Rollen kommen wir eigentlich immer durchs Stiegenhaus“, berichtet Softub-Geschäftsführer Philipp Heck. Oben angekommen, braucht es dann – Wasser und Insassen inklusive – eine Tragfähigkeit von 300 bis 400 Kilo pro Quadratmeter – und sonst nur einen Gartenschlauch und eine reguläre Steckdose, keinen Starkstrom.

Ein Whirlpool im eigenen Garten? Zahlreiche Anbieter bieten die blubbernde Oase mittlerweile in kleinen Größen an.

Preisgekrönte Whirlpools

Auch bei den traditionellen Whirlpools tut sich schon seit Jahren etwas in Sachen Design. Das zeigen etwa modernen Edelstahlvarianten von Svoboda, deren Whirlpools coolen Schwimmkanälen optisch in nichts nachstehen. Klafs – genauer gesagt SSF.Pools by KLAFS – konnte für sein herausragendes Whirlpool-Design im senden Armaturen braucht, um in den täglichen Genuss der gesundheitsfördernden Aufgüsse zu kommen. Ein Trend, dem Dornbracht mit seiner Kollektion an Kneipp-Schläuchen und -Armaturen Rechnung trägt, mit denen Gesicht-, Arm- und Beingüsse mit anspruchsvoll designten Elementen gemacht werden können. Auch eine frei stehende Dusche im Garten wie die Vola FS3 sorgt für stylishe Abkühlung nach einer intensiven Yoga- oder Kardio-Einheit im Freien. Manchmal lässt sich auch ein bestehender Pool überschaubarer Größe in ein Trainingsgewässer mit gefühlt olympischen Ausmaßen verwandeln: „Mit einer Gegenstromanlage kann man auch in nicht so großen Becken ordentlich trainieren“, weiß Michaela Nentwich. Und mit dem passenden Licht dazu gleich noch die Motivation erhöhen.

Am Pool lässt es sich nicht nur herrlich faulenzen – hier kann man sich auch sportlich betätigen.

Kraftzonen und Blätterrauschen

Oder gartenarchitektonisch das genaue Gegenteil zu schweißtreibenden Aktivitäten inszenieren. „Anders als bei den großen Wellness-Hotels geht es im Privaten um die Frage, wo schaffe ich meinen Ruheplatz, wo meine Kraftzonen“, ist Jörg Zecha überzeugt. „Da ist es wichtig, Wege zu finden, wie man das Umfeld ausblenden kann, etwa indem man mit dem Plätschern eines Quellsteins die Geräusche der Straße oder Nachbarn übertönt und eine Mini-Oase schafft“, erklärt der Gartengestalter. Genauso könne das Kreieren von Hammam-Strukturen durch überdachte Ruhe- und Sitzplätze in einem Innenhof für die entsprechend entspannenden Situationen sorgen. Und ein kleiner Bambushain mit seinem besonderen Blätterrauschen die private Wellness-Oase im Garten abschirmen – wie gut das funktioniert, wissen die Spa-Experten der asiatischen Kulturen schon seit Jahrtausenden.