Belle Epoque und zeitgenössisches Design

Die Welt schaut her: Heimische Architektur und cooler Alpin-Chic machen Österreich immer stärker zu einer Destination für Designfans.

Riesenrad, Streif und Schloss Schönbrunn: Neben den Klassikern avanciert Österreich weltweit immer mehr zu einer Design- und Architekturdestination. Und das beschränkt sich nicht mehr auf Vorarlberg, das seit langen auf den Exkursionsplänen für Architekturstudenten in der ganzen Welt steht, sondern wird immer stärker auch von der heimischen Hotellerie vorangertrieben. Hier scheinen sich die Neueröffnungen in den letzten Jahren förmlich übertrumpfen zu wollen, trauen sich Investoren, internationale Hotelgruppen sowie frisch gebackene Gastgeber, spannende und innovative Hotelprojekte quer durchs Urlaubsland zu entwickeln. Aktuell wurden Architekturperlen der Belle Epoque aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt, Guesthouses mit österreichisch-südafrikanischem Designkonzept in die Weinberge der Südsteiermark eingebettet und wird Contemporary Alpine Chic in Hinterstoder zelebriert.

Imperiale Eleganz

Imperiale Eleganz und Architektur lockten schon zu Kaisers Zeiten Gäste aus dem In- und Ausland nach Österreich, und das nicht nur nach Wien. Zu den Hot-Spots der mondänen Sommerfrische gehörte einst auch Bad Gastein – das mit der neuen Sehnsucht der Städter nach Entschleunigung in den vergangenen Jahren wieder kontinuierlich steigende Gästezahlen verzeichnen konnte. Durch die Wiederbelebung des Ortskernes kommt jetzt auch der einstige architektonische Glanz zurück ins Gasteinertal. Dort polierte im Auftrag der Hirmer Hospitality Gruppe das renommierte Wiener Architekturbüro BWM Designers & Architects den einstigen Glanz des Straubingerplatzes mit gleich zwei Hotelprojekten frisch auf. Unter der Prämisse, Geschichte zu bewahren und mit Modernität zu ergänzen, wurde hier feinfühlig mit der denkmalgeschützten Architektur umgegangen. Benannt nach der legendären Gasteiner Familie erweist das neue Hotel Straubinger dem ehemaligen Grand Hotel eine Hommage. Es besticht durch zurückhaltende Eleganz, Grandezza sowie den Charme der typischen Belle Epoque.

Das Design des neuen Grand Hotels versprüht Eleganz und Grandezza.

Das geschichtsträchtige Haus – man erinnere sich an die Unterzeichnung der Gasteiner Konvention zwischen Österreich und Preußen – hat viele seiner kleinen Geheimnisse für sich bewahrt, einst gesammelt in den Anekdoten des verloren gegangenen Gästebuchs. Dieser Zeitgeist soll fortan durch die Aura der imposanten Räumlichkeiten erneut zum Leben erweckt werden. Mit nur 46 Zimmern und Suiten ist ein Rückzugsort für Gäste aus der Stadt entstanden, die das Loslassen des Alltags übers Wochenende genießen möchten. Eingecheckt wird im historischen Hotel via Tablet, am kleinen Check-in Desk ähnlich einem Juwelier Table mit Schubläden, in denen sich in kleinen Kästchen die Zimmerkarten befinden.

„Wir hatten in der Umbauphase fürs Straubinger Grand Hotel sehr oft das Gefühl, kein Hotel, sondern ein Museum zu renovieren. Wenn man durch die Räumlichkeiten geht, spürt man förmlich, dass sie uns etwas erzählen möchten. Wir wollten möglichst viel erhalten, inklusive dem alten Treppenaufgang. Das Einzige, was geändert wurde, um energieeffizienter zu werden, waren die Fenster und Türen: neu aber auf alt“, erzählt Dietmar Wernitznig.

Ganz dem imperialen Lebensgefühl von einst entsprechend, heißen den Gast ein imposantes Entrée, ein Wiener Kaffeehaus mit dem typischen Kuchenwagen und ein Restaurant mit Bar willkommen. Nachdem keine Möbelstücke der ehemaligen Ausstattung gerettet werden konnten, wurde im großen Stil neu eingerichtet. Im Sinne eines zeitgemäßen Luxus spielten die Designer mit den Reizen und der Authentizität des Bestandes: wie der Patina an den historischen Wänden, den wenigen erhaltenen Lampen sowie den Original-Türen; die Komposition aus Farben und Licht erinnert an historische Ölgemälde.

Über dem ursprünglichen Thermal-Bädertrakt befindet sich die neue Poollandschaft mit herrlichem Blick über das Gasteiner Tal, in der man förmlich „in die alpine Landschaft hinausschwimmen“ möchte – untermalt von der Akustik des rauschenden Wasserfalls.

„Dip a little deeper“

Im gegenüber liegenden Badeschloss wird gleichsam Geschichte geschrieben und bewusst – passend zum Thermalkurort sowie dem rauschenden Wasserfall – mit moderner Badekultur kokettiert. So stehen bei beiden Hotels Wellness, Spa und zeitgemäße Badefreude im Vordergrund. Daraus hat sich selbst im Interior Design ein Storytelling mit einem gewissen Augenzwinkern in Anspielung auf den berühmten Badeort ergeben. „Ein Bad, in dem man auch schlafen kann“ ist das Konzept des kosmopolitisch ausgerichteten Badeschlosses – ergänzt um einen modernen Zubau in Form eines Turmes mit Pool und Rooftop-Spa im 14. Stock. Die unterschiedlich gestalteten 102 Zimmer und Suiten einen die einzigartigen Ausblicke, innovatives Design sowie das Spiel mit der einstigen Badekultur. „Dip a little deeper“ lautet das Motto hinter den alten Wänden. So finden sich humorvoll platzierte Badewannen – teils sogar zwei in einem Zimmer oder direkt im „Schau-Fenster“ am Wanderweg – Badeleitern und Badekappen als überraschende Designelemente.

Im Badeschloss erlebt die Badehaube ein Revival.

Badehauben und Grand Cuisine

„Diese Fotos mit Badekappe und Drink am Infinity Pool mit Blick auf den Wasserfall werden auf Instagram um die Welt gehen“, ist Dietmar Wernitznig überzeugt. Zudem sieht er die historischen Badekappen mit Blümchenmuster & Co – für viele eine Kindheitserinnerung – heute schon als den meist gekauften Mitnahmeartikel im Shop. Im Fokus stehen Lebensfreude, Badespaß und die Community, also der Gemeinschaftsgedanke „mittendrin“. Entsprechend ausgerichtet ist das Angebot: In der Lobby fließen die einzelnen, sehr offenen Bereiche wie Restaurant mit Show Küche und Bars harmonisch ineinander. Fancy Drinks, Soul Food und DJ Musik passen zu einem zwanglosen Lifestyle und inspirierenden Miteinander.

„Man kann untertags auch im Badeschloss seine Ruhe finden – die Zimmer sind teils als Private Spa ausgerichtet -, abends aber Geselligkeit in der Lobby erleben oder ins Straubinger zum Abendessen gehen. Mit typischer Grand Hotel respektive Wiener Küche und französischer Note. Wobei St. Johann die weiteste Destination für die Grundnahrungsmittel ist“, berichtet Dietmar Wernitznig stolz von dem regionalen Konzept des Hauses.

Südafrika in der Südsteiermark

Eine neue Art der Luxusdestination mit absoluter Privatsphäre, Beach House Flair und südafrikanischem Ambiente haben die beiden Gastgeber Nicole und Bernd Rathgeb in der Südsteiermark geschaffen. Schon seit Langem hegen sie eine besondere Affinität zur Schönheit sowie dem Lebensgefühl Südafrikas. Auf etliche Reisen folgte schließlich vor zehn Jahren der Kauf des eigenen Beach Houses. Daraus sollte ein Boutiquehotel namens „The Julian’s“ entstehen – doch die Corona-Pandemie machte den Träumen einen Strich durch die Rechnung. Genau in dieser, etwas stilleren Zeit hat sich das Ehepaar bei einem Urlaub in der südsteirischen Vulkanlandschaft in einen alten Bauernhof mit Stall verliebt und „kurzerhand“ gekauft. Um die Authentizität der Gebäude zu wahren, wurde das mehrere Jahrhunderte alte Gebälk vorsichtig abgetragen, sorgfältig getrocknet und originalgetreu wieder aufgebaut. Genau diese alten Holztram verleihen heute den beiden Guesthouses – in Kombination mit dem Stil Südafrikas – ihren besonderen Charme: Safari Lodges inmitten der hügeligen Weinlandschaft.

Südsteirische Materialien treffen hier auf südafrikanische Einflüsse.

Verarbeitet wurde nicht nur ein Maximum an heimischen Materialien mit regionalen Gewerken, sondern auch mit den Liebreizen des Weinortes Straden gespielt. Während man vom Farm House aus einerseits die Weinberge und andererseits den Ortskern sieht, blickt man – dank der Architektur – durch das Beach House förmlich hindurch und direkt auf die abends beleuchteten drei Kirchen.

„Regionalität war uns von Anfang an sehr wichtig. So wurden ausschließlich österreichische Materialien verbaut, die Handwerksbetriebe kommen alle aus der Region. Auch bei den zubuchbaren, kulinarischen Leistungen haben wir nur auf regionale Genusspartner gesetzt. Vom Biobäcker fürs Frühstück über die Buschenschankjause bis zu frischem Gemüse der heimischen Gemüsebauern. Highlights sind das angebotene ‚Private Cooking’ im Guesthouse mit den besten Haubenköchen der Steiermark, Weinverkostungen mit Top-Winzern sowie die gemütlichen Weinblütenfeste“, schwärmt Nicole Rathgeb.

Schon jetzt ist die zum Beach House gehörige Outdoor Lounge mit gemütlichen Möbeln, unzähligen Polstern und eigener Outdoor Küche das Lieblingsplätzchen der Gastgeberin. Bewusst gepflanzte Akazien, Pinien- und Eukalyptusbäume schützen vor ungeliebten Blicken der Nachbarn auf Garten und Pool und sorgen für echte Privatsphäre. Das mediterrane Klima der Gegend sorgt für eine lange Saison für Erholung, Kulinarik und vinophilen Genuss – im Frühjahr oder Herbst gern in Kombination mit etwas Genussradln.er Herbst.

Contemporary Alpine Chic in Hinterstoder

Privatsphäre mit alpinem Bergpanorama versprechen auch die neuen Appartements und Chalets des Triforêt alpin.resorts, die ab Ende des Jahres das Herz der Winter(sport)gäste höher schlagen lassen soll. Als einziger Weltcup-Skiort Oberösterreichs bietet Hinterstoder Skifahrern jedes Könnens apline Erlebnisse, die auch viele internationale Gäste schätzen. Das Verwöhnprogramm im hauseigenen Spa mit Panorama-Infinity-Pool ist ganzjährig geöffnet, denn Nachfrage nach Erholungsurlaub in den Bergen generell sei auch im Frühling, Sommer und Herbst gegeben, ist das Management überzeugt.

Schon in der Bauphase folgten die arcona Hotels & Resorts dem Grundgedanken, Bestehendes möglichst natur- und ressourcenschonend zu reaktivieren und wenig neue Fläche zu verbauen. An die dreieckig-markante Architektur des Haupthauses angelehnt sind 20 freistehende Chalets in modern alpinem Stil entstanden – eingebettet in den umliegenden Wald mit Blick auf die Gipfel der Hausberge. Im Haupthaus selbst gibt es 41 stylische Appartements mit Fernblick auf die Berge.

Schon die Renderings des fast fertig gestellten Resorts strahlen innere Ruhe im Wechselspiel mit der äußeren Kraft, der rohen Natur, aus. Nach dem Motto „Contemporary Alpine Chic“ war auch hier die Verwendung von lokalen Materialien ein großes Anliegen; in einer Kooperation mit ortsansässigen Landwirten wurde auch ein ökologisch sinnvolles Energiekonzepte mit Fernwärmeanschluss entwickelt.