Seit stolzen 201 Jahren bringt die Glasmanufaktur Lobmeyr Räume, Tische und damit auch Gesichter zum Strahlen.
Die prachtvollen Luster, die Glasservices und Ziergegenstände werden in der Werkstatt in der Wiener Salesianergasse geschliffen, poliert, graviert und montiert. Hier wird sehr viel Wert auf überliefertes Handwerk gelegt, das in verschiedenen Stockwerken des Vierkanthofs mitten in der Stadt praktiziert wird. So werden etwa beim formgebenden Glasschliff größere Mengen Glas vom Rohling, dem mundgeblasenen Kristall aus der Glashütte, abgetragen. Rotierende Steinscheiben unterschiedlicher Form und Körnung formen das Werkstück – ein einziges Trinkglas macht den Einsatz von bis zu fünfzehn verschiedenen Scheiben nötig. Eine weitere entscheidende Herausforderung ist das Polieren. Auf die industrielle Säurepolitur wird ganz bewusst verzichtet, da sie die Präzision des Handschliffs wieder auflöst. Stattdessen wird das Glas auf rotierenden Filz- und Korkscheiben in drei Schritten zum Glänzen gebracht. Als Königsdisziplin der Glasbearbeitung gilt die Kupferradgravur. Dabei wird Schmirgel auf die Stirnfläche eines rotierenden Kupferrads aufgetragen und das Glas gegen das Rad gedrückt.
Die geübten Graveure bei Lobmeyr können durch Variieren von Profil und Größe des Rads, Laufgeschwindigkeit, Schmirgelkörnung und Anordnung der Schnitte jede gewünschte Schattierung erzielen. Dieses Handwerk erfordert Zeit, doch das Warten lohnt sich durchaus: Während ein gravierter Buchstabe durchschnittlich eine Stunde braucht, können es bei exklusiven Stücken bis zu 1.000 Gravurstunden sein. Bei den berühmten Lobmeyr-Lustern setzt man ebenfalls auf handwerkliche Fertigung von Kreationen jeglicher Stilrichtungen. Das Archiv beherbergt nicht nur Behangformen für nahezu alle Lusterstile, sondern auch 10.000 Gussmodelle. Mittelkolonne, Lusterarme und weitere Teile werden in der eigenen Gürtlerei hergestellt, viele Elemente werden immer noch frei von Hand gebogen. Alte Techniken wie das Hämmern des „Nockerlprofils“ für Barockluster und das Randrieren feiner Ornamente kommen bis heute zum Einsatz. Der Kristallbehang besteht aus handgeschliffenen Glasteilen, die noch von Hand verkettelt werden. Fertig ist ein Stück allerdings erst dann, wenn es durch die letzten der mindestens 24 Hände gegangen ist: Die finale Qualitätskontrolle übernimmt ein Familienmitglied aus dem Unternehmen.