Von opulenten Tapeten bis hin zu fein gewebten Textilien: Blumen feiern ein Comeback, das weit über saisonale Trends hinausgeht.
Zu Frühlingsbeginn, wenn Tulpen und Narzissen in voller Blüte stehen, erleben auch florale Muster im Interior Design ihre große Saison. Doch in diesem Jahr ist mehr als nur saisonale Dekoration gefragt – florale Motive feiern ein gestalterisches Comeback, das tief in den Zeitgeist greift. Zwischen Maximalismus, Nostalgie und neuer Naturverbundenheit entwickeln sich Blumenprints zur stilistischen Leitfigur unserer Wohnkultur.

Von Cottagecore bis Grandmillennial: Der neue Romantikbegriff
Der Trend zu botanischen Mustern ist eng mit Strömungen wie Cottagecore und dem Grandmillennial Style verknüpft. Beide Bewegung definieren das Zuhause als Rückzugsort, als Bühne für Geborgenheit, Nostalgie und ornamentale Sinnlichkeit. Florale Muster spielen darin eine zentrale Rolle – als Verweis auf Natur, Handwerkstradition und gestalterische Opulenz.

Dabei geht es längst nicht mehr nur um feine Rosenranken auf Porzellan: Blumen sind wieder expressiv, laut, überdimensioniert. Der Trend reicht von zarten Chintz-Tapeten über botanisch illustrierte Stoffe bis hin zu dramatischen Wandgestaltungen, die eher Gemälden gleichen als Mustern.
Corey Damen Jenkins: Maximalismus mit floraler Grandezza
Einer der Designer, die den floralen Maximalismus eindrucksvoll inszenieren, ist der New Yorker Corey Damen Jenkins. In seinem Apartment in Manhattan kombiniert er historische Chinoiserie-Motive mit farbsatten Tapeten, dramatischen Blütenprints und eleganten Textilien. Für Jenkins sind Blumenmuster keine bloße Verzierung – sie sind Ausdruck von Persönlichkeit, Emotion und Kultiviertheit. Seine Interieurs feiern das Ornamentale und definieren Blütendesign als gestalterische Kraft.

Rita Konig: Die Kunst der Blume in Pastell
Die britische Innenarchitektin Rita Konig interpretiert florale Muster mit feinem Gespür für Lässigkeit und Komfort. Ihre Zusammenarbeit mit der amerikanischen Textilmarke Schumacher bringt klassische Blumenprints in zeitgenössische Kontexte: leichte Farben, verspielte Formen, eine Prise Britishness. In ihren Projekten – ob in London, Upstate New York oder auf dem Land – sorgen florale Muster für eine spannende, aber oft unaufdringliche Atmosphäre von Wohnlichkeit und Eleganz.

Von Josef Frank bis Gucci: Eine Hommage an die Natur
Ein Klassiker unter den floralen Designstimmen ist Josef Frank. Der österreichisch-schwedische Architekt und Gestalter entwarf über 200 Stoffmuster und mehr als 1.000 Möbelstücke – viele davon geprägt von einer üppigen, fantasievollen Flora. Seine ikonischen Prints mit Zitrusfrüchten, Aralienlaub und Gemüsebaum-Variationen werden bis heute von dem schwedischen Label Svenskt Tenn produziert. Designgrößen wie India Mahdavi oder Margherita Missoni tapezieren mit seinen Mustern ihre Räume und zeigen damit: Franks visionäre Blumen sind relevanter denn je.
Auch Marken wie Rubelli, Gucci Décor, La DoubleJ oder Svenskt Tenn interpretieren florale Muster neu – ob auf Tischtüchern, Tapeten oder Geschirr. Die Ästhetik reicht von barock anmutender Pracht bis zu reduzierter Vintage-Romantik.
Pictalab: Wandgestaltung als Kunstform
Das Mailänder Studio Pictalab, gegründet von Orsola Clerici und Chiara Troglio, bringt florale Motive in einen kunsthandwerklich-architektonischen Kontext. Mit Techniken wie Fresko, Holzmalerei oder Marmorimitation erschaffen sie individuelle florale Wandbilder, die ebenso zeitlos wie opulent wirken. Ihre Inspiration schöpfen sie aus Malerei und Natur, stets im Einklang mit Raumarchitektur und Lichtführung.

Ein Stil für alle
Der Blumentrend ist erstaunlich vielseitig: Minimalist:innen greifen zu floralen Accessoires wie Pölstern, Lampenschirmen oder feinen Vorhangstoffen. Maximalist:innen hingegen setzen auf florale Tapeten, gemusterte Polstermöbel und üppige Textilien, die ganze Räume dominieren. Entscheidend ist der Maßstab des Prints: Große Muster können Räume kleiner wirken lassen, während feine Designs Ruhe und Struktur schaffen.
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