Anglepoise 1227: Vom Arbeitslicht zum Kultobjekt

Eine Lampe, die seit fast 90 Jahren nicht nur Schreibtische beleuchtet, sondern Designgeschichte schreibt.

Wenn eine Arbeitsleuchte zum Sinnbild für funktionales Design und zeitlose Ästhetik wird, dann steht meist ein ebenso faszinierender Mensch wie ein kluges Produkt dahinter. Im Fall der Anglepoise®-Lampe ist es Georges Carwardine – ein britischer Ingenieur mit einer Passion für Mechanik und Präzision.

Georges Carwardine (1887–1947) war ursprünglich Fahrzeugingenieur und beschäftigte sich bei der Horstmann Car Company mit der Entwicklung von Fahrwerksystemen. Nach dem wirtschaftlichen Niedergang des Unternehmens im Jahr 1929 kehrte er in sein privates Atelier zurück und widmete sich mit voller Hingabe einer technischen Idee, die ihn schon lange beschäftigte: der Konstruktion eines Leuchtarms, der sich flexibel verstellen lässt und dabei in jeder Position stabil bleibt – ganz ohne Gegengewicht.

1932 präsentierte er das Modell 1208, die erste Anglepoise®-Lampe mit einem neuartigen, patentierten Federmechanismus. Dieser ermöglichte eine außergewöhnliche Beweglichkeit bei gleichzeitiger Stabilität. Die Lampe ließ sich leicht verstellen und blieb in jeder gewünschten Position stehen – ein Novum in der damaligen Produktwelt. Die Nachfrage war so hoch, dass Carwardine nur zwei Jahre später eine Partnerschaft mit dem renommierten Federhersteller Herbert Terry & Sons einging, der die Lampe in Serie produzierte.

1935 folgte mit dem Modell Original 1227™ die entscheidende Weiterentwicklung: eine Version mit drei statt vier Federn, kompakter und optimiert für den Gebrauch im Wohnraum. Das funktionale Design mit Metallarm, klar definiertem Reflektor und stabilem Standfuß wurde zum Archetypus der modernen Arbeitsleuchte und auch zum Symbol für britisches Industriedesign.

Sie fand ihren Weg auf den Operationstisch, in Flugzeugcockpits, Künstlerateliers und später in allen möglichen Varianten auf und neben die Schreibtische von Architekt:innen, Schriftsteller:innen und Kreativen auf der ganzen Welt. Ihre ästhetische wie technische Qualität sicherte ihr einen Platz in bedeutenden Designsammlungen, etwa im Victoria & Albert Museum in London oder im Museum of Modern Art in New York.

(c) Anglepoise

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner