Was Skandi-Design mit Adolf Loos zu tun hat und was Shop und Café alles zu bieten haben: Ein Lokalaugenschein von Design Deluxe.
Ein Shoppingbummel auf der Mariahilfer Straße: Zwischen den üblichen Ketten und Flagship-Stores fällt seit Kurzem eine neue Adresse au: Arket. Der erste physische Store der Marke in Österreich hat seine Tore geöffnet, und allein der Standort weckt Erwartungen: ein denkmalgeschütztes Eckhaus, das 1914 ursprünglich als Anglo-Austrian Bank errichtet wurde. Damals übernahm kein Geringerer als Adolf Loos die Neugestaltung der Filiale, ein architektonisches Erbe, das nun behutsam neu inszeniert wurde.
Wer also nur auf der Suche nach einem neuen T-Shirt oder einer stylischen Trinkflasche ist, wird Arket womöglich unterschätzen. Denn der Store ist mehr als ein weiterer Ableger skandinavischer Lebensart, er kann als eine Einladung verstanden werden, Design zu erleben.
Historische Kassenhalle
829 Quadratmeter Verkaufsfläche verteilen sich auf zwei Etagen, die aus den einstigen Geschäftslokalen von „Tally Weijl“, „Der Mann“ und „Solinger“ zu einer großzügigen Einheit verschmolzen wurden. Schon beim Betreten beeindruckt die erhaltene historische Kassenhalle: Originale Marmorböden und Wandverkleidungen kontrastieren elegant mit dem modernen, hellen Interieur von Arket. Die Kombination aus Geschichte und Gegenwart gelingt und wirkt nicht gewollt, sondern fast selbstverständlich.
Eichenholz, maßgefertigte Terrazzo-Fliesen und viel natürliches Licht schaffen eine ruhige Atmosphäre. Die Regale sind klar strukturiert, nichts drängt sich auf. Stattdessen lädt der Raum zum gemütlichen Flanieren und Gustieren ein.

Design trifft Funktionalität
Arket bleibt seiner Philosophie auch in Wien treu: „Schönere Alltagsgegenstände“ – dieser Grundsatz des schwedischen Kunsthistorikers Gregor Paulsson von 1919 durchzieht nicht nur das Sortiment, sondern auch das Store-Design. Es geht um eine demokratische Ästhetik: Design, das zugänglich und alltagstauglich ist, ohne an Qualität einzubüßen. Wer skandinavisches Interior liebt, wird hier fündig, ob Home-Decor, Geschirrtüchern, Emaille-Töpfen oder minimalistischer Mode.
Dabei spürt man, dass der Wiener Store mehr als ein Copy-Paste-Projekt ist. An den Jugendstil angelehnte Leuchten verweisen auf die lokale Baugeschichte, und auch die massive Eichenholz-Einrichtung greift die würdige Schwere des historischen Gebäudes auf. Das neue gläserne Portal, das laut H&M-Expansionsexpertin Alexandra Wielinger für mehr Sichtbarkeit sorgen soll, hält sich dennoch angenehm zurück.
Skandinavische Pause im Café
Wer sich dann durch Mode, Homeware und Duftkerzen geträumt hat, wird im hauseigenen Café belohnt: Kuratiert vom renommierten schwedischen Chefkoch Martin Berg, serviert das Café vegetarische Gerichte mit saisonalem Fokus, dazu skandinavisch interpretierte Kuchenklassiker und ausgezeichneten Kaffee. Die Atmosphäre? Auch hier minimalistisch, aber gemütlich. Wie ein nordischer Rückzugsort mitten im Wiener Shoppingtrubel.
Ist der Hype gerechtfertigt? Vielleicht. Muss man deswegen sofort auf Trendjagd gehen? Nicht unbedingt. Aber: Wer ein Gespür für gutes Design hat, oder sich einfach gerne von stimmigen Räumen inspirieren lässt, der kann Arket in Wien auf jeden Fall einen Besuch abstatten.
(c) Arket