Mode zieht um – vom Laufsteg an den Esstisch. Was früher als Nebenschauplatz galt, wird zunehmend zur Bühne.
Mode ist längst mehr als Kleidung. Immer mehr Fashion-Brands schaffen sich ein zweites Standbein in der Gastronomie und eröffnen eigene Cafés, Bistros oder Fine-Dining-Spots. Prada versucht es neuerdings mit einem Film-noir-Restaurant in Shanghai, Margiela kombiniert Shopping mit Kaffeehauskultur in Dubai, und Armani bringt italienische Eleganz auf den Teller – mitten in Peking.
Prada x Wong Kar-Wai in Shanghai
Prada weiß, wie man Geschichten erzählt – nicht nur auf dem Laufsteg, sondern auch auf der Leinwand. Nach der charmant-kitschigen Bar Luce in Mailand, gestaltet von Wes Anderson, hat das italienische Modehaus nun ein neues Restaurant in Schanghai eröffnet: Mi Shang, entworfen gemeinsam mit dem Regisseur Wong Kar-Wai. Der Name spielt auf die Verbindung von Mailand und Schanghai an – und genau diese Verbindung findet sich auch im Design.
Untergebracht ist das Restaurant im Rong Zhai, einer herrschaftlichen Villa aus dem Jahr 1918, die seit 2017 zum Prada-Kosmos gehört. Bisher fanden hier kulturelle Events und exklusive Dinners statt, nun ist das Haus täglich von 10 bis 22 Uhr öffentlich zugänglich. Serviert wird eine Mischung aus Patisserie, Snacks und Fine Dining – in einem Ambiente, das die Ästhetik von In the Mood for Love aufgreift: schwarze Marmortische, pastellfarbene Wände, rosa Polster, diffuse Murano-Leuchten.

Wong Kar-Wai hat nicht nur die Atmosphäre mitgestaltet, sondern auch eigene Kunstwerke beigesteuert. Besonders eindrücklich: ein lang gestreckter Korridor mit traditionellen chinesischen Woodblock-Prints, inspiriert von seiner Serie Blossoms Shanghai. Auch dieses Werk ist mittlerweile Teil der Prada-Kunstsammlung.
Maison Margiela in Dubai
Maison Margiela bleibt sich auch beim Schritt in die Gastronomie treu: Alles wirkt ein wenig entrückt, ein bisschen dekonstruiert – und doch durchdacht bis ins Detail. In der Mall of the Emirates in Dubai hat das Label ein neues Boutique-Konzept umgesetzt, das erstmals auch ein eigenes Café umfasst. Zwischen Taschen, Schuhen und Ready-to-Wear können Kund:innen hier künftig auch Espresso trinken oder ein leichtes Lunch genießen.

Die Architektur folgt Margielas neuer Formsprache, die bereits in Stores in Paris, London oder Shanghai eingeführt wurde. Außen umhüllt eine travertinverkleidete Fassade das Geschäft wie ein schwerer Vorhang, beleuchtet von Lichtkörpern in Röhrenform. Innen treffen abgerundete Wände auf skulpturale Möbelstücke – alles in zurückhaltenden Naturtönen. Der ikonische Tabi-Footprint taucht spielerisch im Bodenmuster auf, eine Art ironisches Augenzwinkern inmitten ästhetischer Strenge. Das Café ist dabei mehr als eine Serviceleistung – es ist Teil eines Markenbilds, das Intellekt, Materialbewusstsein und Nonchalance verbindet.
Emporio Armani Caffè in Peking
Mit Giorgio Armani betritt ein echter Klassiker die Bühne der modischen Gastronomie in China. Das neue Emporio Armani Caffè in Peking liegt im lebhaften Sanlitun-Viertel – und markiert den ersten Auftritt des Labels in der chinesischen Restaurantszene. Wer hier einkehrt, erlebt Armani pur: klare Linien, edle Materialien, dezente Farben, elegante Zurückhaltung.
Das kulinarische Konzept folgt dem Geist der Marke. Die Küche kombiniert italienische Klassiker mit asiatischen Elementen: Trüffel trifft auf Umami, Carpaccio auf Szechuan-Pfeffer. Die Gerichte sind präzise inszeniert, aber nicht überstylt – wie Armanis Mode eben auch. Dass der Designer selbst das Interieur konzipiert hat, merkt man in jedem Detail: Nichts ist laut, alles ist ausgewogen. Der Raum wirkt wie ein verlängerter Catwalk – nur, dass hier Teller statt Taschen im Mittelpunkt stehen.

Drei Modelabels, drei neue Restaurants, drei Handschriften – alle unterschiedlich, aber mit einer klaren Botschaft: Luxus ist heute eine Frage des ganzheitlichen Erlebens. Ob bei Prada zwischen Kunst und Kino, bei Margiela zwischen Dekonstruktion und Design, oder bei Armani zwischen Italien und Asien.
(c) Courtesy of Armani Group; Prada/Seth Powers; Maison Margiela