Von Venedig in die Zukunft des Luxusdesigns – die Gewinner der World Superyacht Awards zeigen, wie viel Mut, Stil und Innovation heute in einer Yacht stecken können.
Venedig war erneut Schauplatz für eine der glamourösesten Veranstaltungen der maritimen Welt: Die World Superyacht Awards 2025. Hier treffen sich nicht nur Superlative in Stahl, Glas und Carbon, sondern auch Visionen von Designern, Eignern und Werften, die das Yacht-Erlebnis immer wieder neu erfinden. Die ausgezeichneten Yachten dieses Jahres beweisen, dass Innovation längst nicht nur in der Technik steckt – sondern auch im Design, in Materialien, im Raumgefühl. Aber auch im Mut zur Individualität.
Motor Yacht of the Year – Kismet
Mit 122 Metern Länge ist Kismet mehr als ein Schiff – sie ist eine architektonische Ikone auf dem Wasser. Das von Nuvolari Lenard entworfene Exterieur wirkt gleichzeitig dramatisch und elegant: Der Bug, geschmückt mit einer springenden Jaguar-Skulptur, verleiht der Yacht fast schon tierische Präsenz. Die Decksführung erinnert an klassische Promenadendecks, während die kantige Silhouette futuristisch und fließend zugleich erscheint. Im Inneren offenbart sich eine Welt aus Gold, Spiegeln und Licht. Reymond Langton Design hat eine Bühne geschaffen, auf der Versailles auf Art Déco und moderne Lichtkunst trifft. Das Herzstück ist ein mehrstöckiges Atrium mit einem venezianischen Murano-Glas-Luster, der wie flüssiges Licht durch die Etagen fließt. Materialien wie Marmor, Samt, vergoldetes Metall und handverlesene Textilien erzählen Geschichten von altem Hollywood und zeitgenössischem Luxus. Ein Spa, das mehr einem Boutique-Hotel gleicht, eine Unterwasser-Lounge, ein Kino und sogar ein „Tron-Korridor“, der futuristisches Maschinenraumdesign inszeniert, machen Kismet zu einem Gesamtkunstwerk.

Sailing Yacht of the Year – Kiboko 4
Wer denkt, Performance und Design ließen sich nicht vereinen, sollte einen Blick auf Kiboko 4 werfen. Diese 35 Meter lange, vollständig aus Carbon gefertigte Segelyacht von Southern Wind wurde mit höchster Präzision auf Geschwindigkeit, Eleganz und Familienfreundlichkeit ausgerichtet. Das äußere Erscheinungsbild – dunkler Rumpf, schlanker Aufbau – wirkt fast wie ein Sportwagen auf dem Wasser. Doch das eigentliche Meisterwerk liegt unter Deck: Das von Nauta Design entworfene Interieur ist eine Hommage an mediterrane Gelassenheit und modernes Yacht-Handwerk. Helles Eichenholz, Akzente in Walnuss und handgewebte mallorquinische Stoffe schaffen eine natürliche, stilvolle Atmosphäre. Großzügige Fensterflächen lassen Licht in die minimalistisch gestalteten Räume fluten, während das clevere Layout auf allen Ebenen Funktion und Ästhetik vereint. Ein besonderes Highlight ist das transformierbare Heck: Die geöffnete Transom-Klappe verwandelt sich in eine private Badeplattform – ein Beach Club in Miniatur, direkt über dem Wasser.

Refitted Yacht – unter 500 GT – Ravenger
Ravenger, früher bekannt als „Pink Gin“, zeigt eindrucksvoll, wie ein Refit mehr sein kann als eine bloße Erneuerung. Es ist eine Neuinterpretation, ein ästhetischer Wandel – vom dramatischen Showpiece zur nordisch-ruhigen Designoase. Die Designer von Design Unlimited überführten das Interieur in eine puristische, skandinavisch inspirierte Welt: geölte Eiche, helle Natursteine und feines Leder bilden den roten Faden durch das gesamte Schiff. Die Raumaufteilung wurde erhalten, aber neu erzählt – das Piano wich einer modernen Frühstücksbar, die Farben wurden entsättigt, die Materialien geerdet. Auch außen bekam Ravenger ein Update: Designer Jarkko Jämsén setzte auf eine klare, funktionale Linienführung mit neuen Biminis, leichtem Deckslayout und einer gezielten optischen Verschlankung. Der neue Look ist reduziert, raffiniert – und absolut zeitgemäß.

Refitted Yacht – über 500 GT – ALFA G
Die Geschichte von Alfa G ist ebenso besonders wie ihre neue Gestalt. Die Eigner selbst, die das Schiff einst bauen ließen, kehrten zurück und hauchten ihm durch ein radikales Refit neues Leben ein. Unterstützt von Oceanco und G&K Yachting wurde nicht nur die Technik modernisiert – inklusive neuem Antrieb, Navigationssystem und Umwelttechnik – sondern auch das komplette Interior neugestaltet. Unter der Regie von Alexandre Thiriat entstand eine dunkle, monochrome Welt, inspiriert von Art Déco und modernem Minimalismus. Dunkle Hölzer, mattierte Metalle und kuratierte Kunst schaffen eine Atmosphäre zwischen Luxuswohnung und Galerie. Trotz der massiven technischen Eingriffe wurde das bestehende Raumkonzept erhalten – ein Zeichen dafür, wie sensibel hier mit dem Ursprung gearbeitet wurde. Das Ergebnis: Eine Yacht mit Charakter, die sich nicht an Trends, sondern an Haltung orientiert.

Semi-Displacement/Planing Yacht – bis 40 m – AB110
Die AB110 bringt Geschwindigkeit und Stil auf einen neuen gemeinsamen Nenner. Mit 45 Knoten Spitze gleitet sie wie ein Jet über die Wellen, während ihr Design klar, kantig und zeitlos wirkt. Außen dominieren Carbon-Oberflächen, breite Glasflächen und eine schnittige Silhouette. Innen hingegen eröffnet sich ein helles, loftartiges Raumgefühl: fließende Raumübergänge, durchgehende Teakböden und reduzierte Möblierung schaffen eine moderne, fast wohnliche Atmosphäre. Besonders spannend: das ausgeklügelte Lichtkonzept, das die Yacht nachts zur schwimmenden Lichtskulptur macht. Die clevere Raumaufteilung – inklusive großzügiger Eignerkabine mit Ankleide – zeigt, dass Geschwindigkeit nicht auf Kosten des Komforts gehen muss.

Semi-Displacement/Planing Yacht – 40 bis 49,9 m – SAN
Mit San beweist die Werft, dass mutige Raumkonzepte auch auf Yachten funktionieren können. Der Salon erstreckt sich als offenes Loft über das gesamte Hauptdeck, ohne Trennwände oder visuelle Barrieren – ein fließender Raum mit gläserner Fassade, abgesenkter Lounge und unverstelltem Blick vom Heck bis zum Bug. Das Interieur lebt von natürlichen Materialien: warmes Teak, dunkles Eukalyptusholz, Leder in sanften Brauntönen. Der Clou: Die Deckhöhe wurde geschickt variiert, um trotz der flachen Silhouette großzügige Raumhöhen zu ermöglichen. Der Übergang von außen nach innen ist fließend, fast schon poetisch – und die geschwungene Treppe zur unteren Gästebereich ein handwerkliches Statement in sich.

Displacement Yacht – bis 499 GT – Mangusta Oceano 39
Die Mangusta Oceano 39 überrascht als Einstiegsmodell in die Welt der Langstrecken-Luxusyachten mit einem durchdachten und stilvollen Auftritt. Ihre Linien sind klassisch-elegant, ihre Aufteilung großzügig. Besonders markant ist der Pool auf dem Vordeck, dessen Glasboden Sonnenlicht in die darunterliegende Masterkabine streut – ein sinnliches Detail, das Funktion und Poesie vereint. Innen zieht sich eine einheitliche Materialität durch die Räume: Teak nicht nur auf den Außendecks, sondern auch an den Innenwänden und Decken, verbunden mit großen Fensterflächen und einem klaren, einladenden Stil. Die Yacht wirkt dabei nie prätentiös, sondern angenehm zurückhaltend – eine gelungene Mischung aus Handwerk und Harmonie.

Displacement Yacht – über 1.500 GT – Kismet
Dass Kismet nicht nur die Motor Yacht of the Year wurde, sondern auch die Königsklasse der großen Displacement Yachten gewann, überrascht niemanden. Ihr Design ist so dicht, so detailverliebt, dass jeder Raum eine eigene Welt bildet. Ob vergoldete Kamine mit Bioethanolfeuer, ein zweistöckiges Eignerdeck mit Goldverkleidung oder ein Wellnessbereich, der in Ausstattung und Stil jedes Fünf-Sterne-Hotel hinter sich lässt – Kismet ist die konsequente Umsetzung eines Traums. Technisch setzt sie auf ein hybrides Antriebssystem, das sogar vollelektrisches Fahren ermöglicht. Und als ob das alles nicht genug wäre, verwandelt sich der Helikopterlandeplatz auf Wunsch in einen Sportplatz für Basketball oder Pickleball. Mehr geht nicht.

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