Während Italien mit sinnlicher Materialtiefe lockt, setzt Frankreich auf strukturierte Perfektion. Eine Analyse zweier Baukulturen und ihrer Marktchancen für designaffine Investoren.
Sommerimmobilien sind nicht nur Ferienorte, sondern immer auch emotionale Anlagen, ästhetische Statements und nicht zuletzt architektonische Spiegelbilder einer persönlichen Haltung.
Kaum ein Kauf ist so von Bildern im Kopf gesteuert wie der eines Hauses im Süden. Doch je konkreter die Suche wird, desto klarer treten die Unterschiede hervor. Italien und Frankreich bieten jeweils eine eigene Kultur des Bauens und Wohnens. Und beide unterscheiden sich deutlich, wenn es um Investitionspotenzial und langfristige Werthaltigkeit geht.
In Italien lebt man in Häusern, die der Landschaft entwachsen sind. Die typischen Landhäuser der Toskana, die Masserien in Apulien oder die Palazzi in Umbrien erzählen von Jahrhunderten des Bauens und Wohnens. Sie wirken organisch gewachsen, sind meist aus Naturstein gebaut und tragen die Spuren der Zeit als gestalterisches Element. Architektur steht hier nicht im Vordergrund, sondern dient dem Leben. Raumfolgen sind selten strikt, sie ergeben sich aus dem Haus selbst. Man wohnt mit der Landschaft, nicht gegen sie. Olivenhaine, Weinberge, Zypressenreihen werden Teil des architektonischen Kontexts.
Das gestalterische Ideal ist die sinnliche Imperfektion. In Italien lebt ein Haus davon, dass es nicht perfekt ist. Roh verputzte Wände, abgetretene Terrakottaböden und das Spiel von Licht und Schatten auf unregelmäßigem Stein verleihen den Räumen Tiefe und Authentizität. Gerade internationale Käuferinnen und Käufer, die heute in Italien investieren, suchen bewusst nach dieser Materialtiefe und Atmosphäre. Minimalistische Einbauten in historische Strukturen, reduzierte Möblierung und der Einsatz von Beton, Glas oder Stahl als Kontrapunkt zur massiven Altbausubstanz schaffen ein zeitloses, modernes Wohnen im historischen Kontext.
Der italienische Markt bietet dafür nach wie vor interessante Einstiegsmöglichkeiten. Während die Toskana auf hohem Niveau stagniert und in den Toplagen stark von internationalen Käufern dominiert wird, bieten Regionen wie Umbrien, Marken und vor allem Apulien noch echte Chancen. Apulien ist in den letzten Jahren zum Hotspot geworden: Hier lassen sich Masserien mit großem Grundstück und architektonischem Charme zu vergleichsweise günstigen Preisen erwerben. Für designaffine Käuferinnen und Käufer, die bereit sind, in Qualität und Renovierung zu investieren, eröffnet Italien also weiterhin erhebliche Gestaltungsspielräume und Wertsteigerungspotenziale.
Klare Achsen und Proportionen
Frankreich erzählt eine andere architektonische Geschichte. Hier dominiert die formale Baukultur. Eine Bastide in der Provence oder eine Maison de Maître im Luberon folgt klaren Achsen und Proportionen. Hohe Fenster, elegante Fassaden, strukturierte Gärten: In Frankreich wird der Raum bewusst komponiert. Architektur ist hier keine gewachsene Struktur, sondern eine gestaltete Inszenierung.
Der Garten wird in Frankreich zum Bestandteil der architektonischen Erzählung. Geometrisch beschnittene Buchsbäume, Lavendelhecken und schlichte Wasserbecken bilden zusammen mit der Architektur ein hochgradig kuratiertes Ensemble. Innenräume sind lichtdurchflutet, von diskreter Noblesse und klarer Komposition geprägt.
Aktuelle Architekturtrends in Südfrankreich setzen bewusst Kontraste. Historische Gebäude werden mit zeitgenössischen Elementen ergänzt. Gläserne Erweiterungen, Sichtbeton und großformatige Fensterfronten schaffen Offenheit und Leichtigkeit. Innen dominieren hochwertige Naturmaterialien und ein auf das Wesentliche reduziertes Interieur. Das französische Sommerhaus ist damit nicht romantisch oder nostalgisch, sondern hochgradig modern und fotografisch inszenierbar.
Marktseitig bleibt Südfrankreich, allen voran die Côte d’Azur, ein extrem stabiles und begehrtes Premiumsegment. Toplagen sind knapp und teuer, mit Preisen von 10.000 bis 25.000 Euro pro Quadratmeter. Doch der Markt bleibt liquide. Internationale High-End-Klientel sorgt für eine konstante Nachfrage. Für Investoren, die maximale Werthaltigkeit und schnelle Wiederverkäuflichkeit suchen, bleibt Frankreich eine der sichersten Adressen im europäischen Immobilienmarkt. In der Provence und im Landesinneren sind die Preise zwar etwas moderater, aber auch hier ist das Angebot begrenzt und begehrt.
Für wen lohnt sich was?
Italien bietet für designaffine Käuferinnen und Käufer, die mit architektonischem Gespür Räume mit Geschichte und Atmosphäre gestalten wollen, das größere kreative Feld. Der Markt bleibt durchlässiger, die Einstiegspreise attraktiver. Wer bereit ist, in Qualität zu investieren und das Imperfekte als gestalterischen Wert begreift, findet in Italien Immobilien, die sich über die Jahre im Wert und im persönlichen Nutzen enorm entfalten können.
Frankreich hingegen spricht Investorinnen und Investoren an, die auf klare Architektursprache, hohe Wertstabilität und internationale Vergleichbarkeit setzen. Hier kauft man nicht nur ein Haus, sondern ein perfekt komponiertes Lebensgefühl, das weltweit verstanden und geschätzt wird. Die Preise sind hoch, aber ebenso die Sicherheit der Anlage. Für alle, die ihre Sommerimmobilie auch als strategisches Investment sehen, bleibt Südfrankreich eine der ersten Adressen.
Am Ende bleibt es eine Frage der Haltung. Italien bietet sinnliche Tiefe und kreative Freiheit. Frankreich bietet strukturierte Eleganz und maximale Werthaltigkeit. Zweifelsohne: Beide Welten haben ihren Reiz.
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