Die Mozartstadt ist weltbekannt für seine barocke Pracht. Doch wer sich abseits der Klischees bewegt, entdeckt eine Stadt, die den Dialog mit der Gegenwart sucht.
Von barocken Kuppeln bis zu gläsernen Kuben, von mythischer Bronze bis zu futuristischen Flugkörpern: Salzburg ist mehr als Kulisse. Die Mozartstadt beweist, dass historisches Erbe und zeitgenössische Gestaltung ein spannungsreiches Miteinander eingehen können. Wer bereit ist, hinter die bekannten Fassaden zu blicken, entdeckt eine Stadt, die sich mit Mut zur Moderne und einem klaren Bekenntnis zur Kunst im öffentlichen Raum neu positioniert. Architektur ist hier nicht nur Geschichte, sondern auch Haltung. Und Salzburg zeigt: Beides kann Hand in Hand gehen. Design Deluxe hat für Sie die Festspielstadt erkundet.
Hangar 7 – Fliegen als Raumidee
Der Hangar 7 beim Salzburg Airport ist ein Glashimmel mit Stahlseele. 1.200 Tonnen Stahl, 380 Tonnen Spezialglas und doch wirkt das Gebäude schwerelos. Hier wird Technik poetisch, Architektur zur Hommage ans Fliegen. Innen: historische Flugzeuge, kuratierte Kunst und ein Raum, der sich ständig neu erfindet je nach Licht, Wetter und Blickwinkel. Eine futuristische Kathedrale für das 21. Jahrhundert, meinen Experten.

Aulatreppe – der Torso als architektonisches Statement
Im Zentrum, an der Universität Salzburg, zeigt sich, wie gelungen auch Unvollständigkeit sein kann. Der realisierte Teil der Aulatreppe, die einst als Pavillon geplant war, bildet eine formklare Verbindung von Funktion und Gestaltung. Im Dialog mit dem benachbarten Furtwänglergarten von Auböck/Karasz entsteht ein öffentlicher Raum, der fast beiläufig zum Verweilen einlädt. Die reduzierte Formensprache schafft eine Bühne für Begegnung und stille Durchquerung.
Museum der Moderne – Reduktion mit Aussicht
Am Mönchsberg gelegen, ist das Museum der Moderne ein Haus, das mit Einschränkungen umzugehen wusste. Innen großzügig, durchdacht und atmosphärisch, außen zurückhaltend. Doch gerade dieser Kontrast macht es spannend. Die Wegführung, die Raumproportionen, das Licht: alles zeugt von einem feinen Gespür für Maß und Wirkung. Salzburgs Blick auf die Gegenwartskunst beginnt hier und das sogar mit Blick über die Dächer der Altstadt.

Sternbrauerei Riedenburg – Wohnen im Dialog mit dem Fels
Hariri & Hariri haben hier ein Quartier entworfen, das nicht gegen den Rainberg arbeitet, sondern mit ihm. Natursteinfassaden, ein Teich, alter Baumbestand und ein Weg durch das Gelände verbinden Alt und Neu. Wohnen wird hier zur topografischen Inszenierung. Das Projekt denkt die Stadt weiter, ohne sie zu verleugnen und hat Landschaft hier nicht zur Kulisse gemacht, sondern als Partner gedacht.
Marko-Feingold-Steg – Schwung zwischen den Ufern
Als elegante Geste spannt sich der Steg über die Salzach. Dynamisch, asymmetrisch, leicht ist der Steg ein Brückenschlag zwischen Tradition und zeitgenössischer Formensprache. Die schwungvolle Konstruktion verleiht dem Übergang eine fast tänzerische Qualität. Architektur als Verbindung, auch symbolisch.

Mozarteum – der neue Klang der Architektur
Robert Rechenauer gelingt hier das seltene Kunststück, einen Umbau wie einen Neubau wirken zu lassen. Ein lichtdurchflutetes Foyer, ein neu definierter Eingangsbereich, ein Solitär von Konzertsaal. Offenheit und Präsenz, Klang und Raum gehen miteinander. Die Öffnung zum Mirabellplatz hin schafft neue Bezüge und gibt der Stadt einen musikalischen Treffpunkt mit architektonischer Tiefe zurück.
Die Stadt als Galerie
Aber nicht nur ein Blick auf das Große lohnt sich, man sollte immer mit offenen Augen durch die Stadt bummeln. Marina Abramović, Erwin Wurm, Stephan Balkenhol, Anselm Kiefer – sie alle haben Spuren hinterlassen. Die Arbeiten sind Interventionen, Statements, Einladungen zur Interaktion. Sie machen Salzburg durchlässig für Kunst, verwandeln den Stadtraum in ein Denkfeld. Entstanden im Rahmen der Salzburg Foundation, wirken sie bis heute als Dialoge zwischen Gegenwart und Geschichte. Design Deluxe hat einigen davon einen Besuch abgestattet.
Brigitte Kowanz – Licht und Erinnerung
An der Staatsbrücke setzt Brigitte Kowanz mit ihren spiegelnden Lichtkuben ein Zeichen gegen das Vergessen. Sprache als Licht, Geschichte als Rauminstallation. „Beyond Recall“ wird zur visuell-poetischen Mahnung und zum Dialog mit der Stadt. Die Transparenz der Form verstärkt die Tiefe der Aussage – eine Brücke als Bühne für Erinnerung.
Spirit of Mozart – Stille als Kunstform
Ein überdimensionaler Stuhl ohne Sitzfläche, acht Stahlstühle drumherum. Marina Abramović lädt zur Kontemplation mitten im Trubel. Unsichtbares wird spürbar – eine stille Hommage an Salzburgs berühmtesten Sohn. Der öffentliche Raum wird zum Resonanzkörper für Präsenz und Reflexion.

Sphaera & Frau im Fels – Figuren im Raum
Stephan Balkenhols Sphaera ist weithin sichtbar, ihre stille Schwester – die Frau im Fels – fast verborgen. Zwei Skulpturen, zwei Haltungen, eine Handschrift. Zusammen erzählen sie von Wahrnehmung und Präsenz, von Sichtbarkeit und Zurückhaltung. Der Kontrast zwischen dem offenen Kapitelplatz und der Felsnische schafft ein Spannungsfeld, das bleibt.

Anselm Kiefer – Flügel, Bücher, Bronze
„Die Sprache der Vögel“ erhebt sich schwer und bedeutungsvoll – eine Skulptur, die Wissen schützt und auf Mythologie verweist. Gleich daneben: „A.E.I.O.U.“, eine Einladung zur Deutung, ein Stück Weltpolitik in Bronzeschrift. Kiefer nutzt die Symbolkraft des Materials, um Salzburg ein Werk zu schenken, das monumental wirkt, aber nach innen spricht.

© Red Bull Hangar-7 / Helge Kirchberger Photography
© Museum der Moderne Salzburg / Marc Haader
© Fabian Kapo (Framez Production)
© SalzburgFoundation
© Tourismus Salzburg / G.Breitegger
© Salzburg Foundation / Sammlung Würth