Teuflisch gemütlich – wie Christoph Luser wohnt, lebt und über den Prater spaziert

Schauspieler Christoph Luser über seine Liebe zur Gemütlichkeit, Farben und warum er die Reise zu den Salzburger Festspielen mit der Österreichischen Sommerfrische vergleicht.

Autorin: Lisi Brandlmaier

Wenn Christoph Luser auf der Jedermann-Bühne als Teufel über den Domplatz fliegt, tobt, lockt und verführt, glaubt man kaum, dass dieser Mann morgens Matcha trinkt, ayurvedisch kocht und drei Jahre lang eine Couch gesucht hat. Doch so ist das mit Schauspielern: Die Bühne ist das eine, das Zuhause das andere – und dazwischen liegt ein ziemlich durchgestylter Alltag mit samtbrauner Couch, rustikalen Marmeladengläsern und einem sehr klaren Schlafzimmer.

„Ich wollte ein Zuhause haben, wo ich mich fallen lassen kann“, sagt Luser – was er in seiner Wohnung im zweiten Wiener Gemeindebezirk tatsächlich wörtlich nimmt. Auf eine rostfarbene Couch, aus Samt, natürlich nicht von der Stange. „Keine Eckcouch!“, betont er. Auch keine Möbelhausmöbel. Der Schauspieler mit Ballettvergangenheit (ja, wirklich!) ist ästhetisch geschult – sein Vater und Bruder sind Architekten, die Familie ist formbewusst, das Kindheitszuhause war ein Mix aus Biedermeier, Jugendstil und Gegenwart. Und das hat er irgendwie mitgenommen. Aber: „Es darf nicht nur schön sein – es muss vor allem gemütlich sein. Das wird mir immer wichtiger.“

Von der Bühne ins Innenhof-Idyll

Was nach Lifestyle-Bla klingt, ist bei Luser spürbar echt. Er lebt, wie er spielt: präzise, mit Tiefe und voller Energie. In Wien ist sein Lieblingsplatz das Wohnzimmer – und der Innenhof des Hauses, in dem sich seine Wohnung befindet, wo er gerne unter der alten Kastanie sitzt und zur Ruhe kommt. „In Berlin oder Hamburg wären da Hängematten und Lichterketten, in Wien bleibt alles leer. Ich setz mich einfach mit einem Matcha raus und genieße die Ruhe.“

Ruhe scheint ihm heilig. Auch seine Farben wählt er bewusst: Zwar sind noch einige Wände weiß, die Küche aber ist bereits sandfarben und das Gäste- und Arbeitszimmer tiefdunkelblau. „Die Farbe ist von Farrow & Ball, so eine richtige Museumsfarbe“, erklärt er begeistert. Alles wurde in diesem Raum gestrichen – Wände und Decke. Der Effekt: totale Konzentration.

Vom Prater zum Praterstern – in Salbei und Struktur

Wer denkt, Luser sei ein verkopfter Design-Nerd, irrt. Er liebt das Leben, aber eben mit Struktur und Ordnung. Seitdem er keinen Alkohol mehr trinkt („Das Leben hat sich dadurch verändert!“), ist er Frühaufsteher geworden. Wie sein Tag beginnt? In der Küche, mit einigen Umdrehungen in der Matcha-Tasse, oder aber es wird Tennis gespielt im Club „Schwarz-Blau“, in der Rustenschacherallee, Baujahr 1890.

Überhaupt: Konzentration und Klarheit sind Lusers große Themen – sowohl in der Wohnung als auch im Leben. Er entrümpelt (mit sanfter Hilfe seiner Freundin Elisa), reduziert, überlegt. In Salzburg, wo er auch heuer den Teufel und den guten Gesell gibt, bringt er das Prinzip sogar in die Sommerfrische mit: „Ich zieh da richtig um – mit Fahrrädern, Küchengeräten, Gewürzen und meinen Lieblingsbüchern. Ich hab zum Glück die gleiche Wohnung außerhalb von Salzburg, am Obertrummer See und genieße da die Ruhe vom Domplatz.“

Kein Fitnessstudio, aber Ballettmuskeln und Bauernfleisch

Trainieren? „Mach ich nicht. Ich hab einfach gute Anlagen.“ Dafür lebt er bewusst, isst privat wenig Fleisch (außer beim Mitter Franz, „der hat eigene Schweinderl!“) und schwört auf Ayurveda-Kuren. Seine Ernährung hat sich dadurch „komplett verändert“. Ein Leben im Gleichgewicht – mit Küche als Kraftort und Kochen als Meditation.

Der Teufel isst Marillenmarmelade

Was er aus Salzburg nach dem zweiten Jedermann-Sommer als Andenken mitnimmt? Keine Dekoobjekte, sondern Marillenmarmelade, Eier mit dünner Schale und Erinnerungen an den Almkanal. „Das Wasser da wäscht dich irgendwie – du steigst rein, und alles Verbrauchte ist weg.“ Ein bisschen so wirkt auch seine Wohnung in Wien: wie ein Ort, der reinigt, erdet und inspiriert.

Der Teufel von Salzburg ist nämlich privat ein ziemlicher Zen-Meister – mit rostfarbener Couch und Hang zur inneren Ordnung. Und falls doch mal etwas im Kostümfundus der Salzburger Festspiele fehlt: „Ich hätte so gern meinen roten Anzug aus dem Jedermann als Andenken mitgenommen. Aber das darf ich nicht.“ Gemein, oder?

(c) Nikolai Eberth

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