Soft Brutalism: Wenn Beton auf Birke trifft

Was entsteht, wenn rohe Struktur auf nordische Sanftheit trifft? Eine neue Gestaltungshaltung, die sich unter dem Begriff „Soft Brutalism“ zusammenfassen lässt.

Roh, reduziert, ruhig – so lässt sich die aktuelle Bewegung im Interior Design beschreiben, die sich in Skandinavien zunehmend etabliert. Unter dem Schlagwort „Soft Brutalism“ entstehen Räume, in denen Sichtbeton und strukturierte Materialien auf weiche, naturnahe Oberflächen treffen. Was im ersten Moment wie ein Widerspruch klingt, fügt sich bei näherer Betrachtung zu einem gestalterisch wie atmosphärisch überzeugenden Konzept. Der raue Charakter des Brutalismus wird nicht aufgegeben, sondern gezielt mit textiler und handwerklicher Sensibilität kombiniert. Heraus kommen Interieurs, die eine neue Form von Klarheit und Geborgenheit schaffen.

Der Begriff „Soft Brutalism“ beschreibt dabei keine Stilrichtung mit festen Regeln, sondern eine Haltung gegenüber Material, Raum und Wirkung. Wichtiger als Formen ist das Zusammenspiel von Oberfläche, Licht und Proportion. Beton, Stahl, Stein und unbehandeltes Holz werden nicht überdeckt, sondern durch textile Elemente, helle Farben und sorgfältige Lichtplanung erlebbar gemacht. Gerade in der skandinavischen Gestaltungskultur, die von Materialehrlichkeit und Zurückhaltung geprägt ist, zeigt sich diese Haltung besonders eindrucksvoll.

Gut sichtbar wird dies beispielsweise im The Audo (Kopenhagen): Es ist Hotel, Showroom und Workspace in einem. Der Beton des Altbaus bleibt sichtbar, wird jedoch durch beigefarbene Stoffe, weiche Lichtstimmungen und skulpturale Möbel ins Gleichgewicht gebracht. Realisiert wurde das Projekt von Norm Architects, die Softness als bewusst gesetzten Kontrast zur Materialität nutzen.

Wie umsetzen?

  1. Materialkombination denken: Sichtbeton wirkt weniger hart, wenn er mit hellem Holz, Naturtextilien oder warmem Licht kombiniert wird.
  2. Farben reduzieren: Monochrome Paletten in Beige-, Grau- oder Sandtönen unterstützen die Wirkung von Material und Form.
  3. Oberflächen zeigen: Beton muss nicht geschliffen oder verkleidet werden. Seine Struktur verleiht Tiefe und Charakter.
  4. Formensprache vereinfachen: Klare Linien und große Flächen schaffen Ruhe. Statt Dekoration stehen Proportion und Lichtführung im Vordergrund.
  5. Weniger, aber gezielt: Einzelne, skulpturale Möbelstücke oder Kunstwerke wirken in einem reduzierten Raumkonzept stärker.

© To the Moon and backArchitektur & Interieur, Tamar Erasmus, LLSURROUNDINGS, Bienvenue chez Ginette,Dall-E

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