Was passiert, wenn man eine der ältesten Formen der Dichtung als Vorlage für eine Porzellanserie nimmt?
Bei Rosenthal wird daraus Sonetto – eine Tischkollektion, die nicht nur serviert, sondern inszeniert. Inspiriert von der italienischen Lyrikform, verbindet die Serie feines Porzellan mit archaischem Steinzeug und minimalistischen Glasobjekten.
Dass sie damit direkt den German Design Award 2025 in der Kategorie Excellent Product Design – Tabletop gewinnt, überrascht wenig. Sonetto trifft einen Nerv: Sie spielt mit Materialkontrasten, verzichtet auf überflüssigen Zierrat – und schafft es trotzdem, emotional zu wirken.
Excellent Product Design – Tabletop
Beim German Design Award 2025 wurde die Serie in der Kategorie Excellent Product Design – Tabletop ausgezeichnet – und zeigt damit, wie viel gestalterisches Potenzial in einem Objekt steckt, das oft zu unrecht als rein funktional betrachtet wird.
Der Name Sonetto – italienisch für Sonett – ist Programm. Die Kollektion versteht sich als Hommage an die klassische Gedichtform, die in strengen Mustern komponiert ist, aber Platz für lyrische Freiheit lässt. Genau diese Spannung überträgt Rosenthal auf den gedeckten Tisch: Zwischen Struktur und Leichtigkeit, Formstrenge und organischer Linienführung entsteht eine Kollektion, die bewusst zwischen den Polen spielt.

Das zeigt sich zum Beispiel bei den Tellern: Aus feinem Porzellan gefertigt, greifen sie auf trompe-l’œil-Effekte zurück, spielen mit Erhebungen und Vertiefungen. Manche Formen erinnern an Blüten, andere an schlichte, geometrische Podeste. Auch funktionale Elemente wie Tassenhenkel oder Deckelgriffe tragen florale Anklänge – allerdings dezent, nie verspielt.
Bewusste Kontraste
Spannend ist auch das Materialkonzept. Neben Porzellan treten Steinzeug und Glas auf den Tisch – als bewusst gesetzte Kontraste. Während das Porzellan glatt, fein und weiß glänzt oder matt schimmert, bringt das Steinzeug eine erdige Haptik und archaische Robustheit ins Spiel. Schalen auf Fuß, Gießer, Gefäße – die Objekte erinnern mehr an skulpturale Alltagsobjekte als an reines Service. Das Glas wiederum wirkt wie ein Vermittler: klar, reduziert, fast neutral – aber notwendig, um die visuelle Balance zu halten.

Farblich bleibt Sonetto zurückhaltend. Weiß dominiert, einzelne goldene Akzente setzen gezielt Glanzpunkte. Auch das ist ein Statement: weg von auffälligen Dekors, hin zu Textur, Form, Oberfläche.
(c) Rosenthal