Warum in die Ferne schweifen? Kleine Rückzugsorte liegen voll im Trend – und das aus gutem Grund.
Der Sommer ist da, der Urlaub noch fern und die Sehnsucht nach einem Ort zum Runterkommen wächst ins Unermessliche. Dabei muss es nicht immer die große Reise sein. Manchmal reicht eine Bank unter einem Baum, ein Stück Holzdeck am Ende des Gartens oder eine Liege im Schatten, um für einen Moment abzuschalten.
Mini-Retreats im eigenen Garten holen Ruhe, Natur und ein bisschen Urlaub in den Alltag, und das ganz ohne Koffer packen.
Rückzug braucht Kontext – und Raumklarheit
Der ideale Ort für ein Mini-Retreat liegt nicht zentral, sondern leicht abseits – außerhalb der Laufwege, bewusst abgerückt vom Haus. Auch ein kleiner Garten bietet oft solche Randzonen oder Zwischenräume, die sich transformieren lassen.
Gestaltungstipp:
Professionelle Gartenarchitekt:innen empfehlen, mit Höhenunterschieden zu arbeiten – etwa durch ein leicht angehobenes Holzdeck oder eine tiefergelegte Fläche mit Kiesbelag. Solche „Raumzeichen“ strukturieren den Garten subtil. Auch visuelle Barrieren wie hohe Gräser, Spalierbäume oder halbtransparente Textilpaneele schaffen Rückzug, ohne den Raum zu verschließen.
Feng-Shui-Ansatz:
Idealerweise liegt der Rückzugsort im Südwesten des Gartens – dort, wo das Element Erde dominiert. Diese Himmelsrichtung steht für Ruhe, Sammlung und Ausgleich.
Möbel als Ruheanker
Die Möblierung sollte nicht ausladend, aber hochwertig sein. Ein einzelner, tiefer Sessel, ein Daybed mit natürlichem Stoffbezug oder eine reduzierte Holzbank mit leichtem Gefälle und bunten Polstern: Wenige Möbel, gezielt platziert, erzeugen mehr Wirkung als komplexe Outdoor-Lounges.
Gestaltungstipp:
Handgefertigte Stücke mit sichtbarer Materialehrlichkeit – etwa aus Esche, Eiche oder Lärche – wirken authentisch und fügen sich natürlich ein. Möbel von Labels, die mit kleinen Werkstätten arbeiten oder traditionelle Verbindungstechniken nutzen, tragen zur Atmosphäre des Ortes bei.
Pflanzen als Filter und Gestaltungsinstrument
Pflanzen in einem Mini-Retreat erfüllen mehr als eine dekorative Funktion. Sie strukturieren den Raum, beeinflussen das Mikroklima, spenden Schatten und erzeugen durch Duft und Bewegung eine sensorische Tiefe, die essenziell ist.
Gestaltungstipp:
Ein harmonisches Pflanzenbild ergibt sich aus wenigen, gut gewählten Arten: Gräser wie Pennisetum alopecuroides oder Stipa tenuissima, kombiniert mit Lavendel, Salbei, Rosmarin oder Eisenkraut, ergeben ein zurückhaltendes, beruhigendes Ensemble. Ziergehölze wie Fächerahorn oder Maulbeerbaum bieten architektonische Struktur.
Aber Achtung: Duftende Pflanzen sollten stets mit der Hauptwindrichtung abgestimmt werden – ideal ist eine Platzierung, bei der die Brise den Duft in den Ruhebereich trägt. Hier lohnt sich die Expertise eines Pflanzplaners oder Landschaftsgestalters.
Wasser als atmosphärisches Element
Wasser beruhigt – visuell, akustisch und thermisch. Ein Mini-Retreat profitiert enorm von einem wasserführenden Element. Das muss kein Schwimmteich sein. Selbst kleinste Wasserspiele oder Becken reichen aus, um Tiefe und Rhythmus in die Fläche zu bringen.
Gestaltungstipp:
Ein schlichter Quellstein, ein Wasserschale aus Cortenstahl oder ein modernes Wasserbecken mit Überlaufkante können sowohl als Designobjekt wie als atmosphärischer Impulsgeber funktionieren. Wichtig ist die Integration in die Material- und Pflanzenwahl – das Wasser darf kein Fremdkörper sein.
Bei Neubauten kann ein Wasserelement oft direkt an der Fassade integriert werden – etwa als schmaler Wasserlauf entlang einer Sitzbank oder eines Plateaus. Besonders spannend wird es, wenn auch Lichtreflexe der Wasseroberfläche an Hauswände oder Decken projiziert werden. Und Apropos Licht …
Lichtführung als Inszenierung
Sobald die Sonne untergeht, entscheidet das Licht über die Wirkung des Rückzugsortes. Licht sollte nicht beleuchten, sondern begleiten. Es geht um Atmosphäre, nicht um Funktion.
Gestaltungstipp:
Bodennahe Leuchten mit warmem Lichtton (max. 2700 Kelvin), kombiniert mit punktuell gesetzten Akzentlichtern – etwa hinter Gräsern oder an vertikalen Strukturen – schaffen Tiefe und Intimität. Empfehlenswert sind Modelle mit dimmbarer Funktion und möglichst ohne sichtbare Leuchtkörper.
(c) stockcake; Pinterest