Das sind die 3 Hottopics der Lisbon Design Week 2025

Worüber spricht die Szene? Design Deluxe hat alle Infos, die man jetzt wissen muss – von einem ikonischen Atelier über gelebte Keramikkunst bis hin zu einer Installation, in der Stoffe eine Geschichte erzählen.

Mehr als 90 Orte in der Stadt, geöffnet für neugierige Besucher:innen und ein Programm, das bewusst auf Nähe statt Distanz setzte. Das war die dritte Ausgabe der Lisbon Design Week und sie zeigte, wie kraftvoll Design sein kann, wenn es aus dem Prozess heraus entsteht.

Denn die portugiesische Szene überzeugte nicht mit großen Namen oder Massenprodukten, sondern mit handwerklicher Tiefe, Respekt für Materialien und einer großen Offenheit für interdisziplinäre Zusammenarbeit. Hier wurde weniger präsentiert als erzählt, weniger verkauft als vermittelt.

Drei Projekte stachen dabei besonders hervor.

Das Vermächtnis wird lebendig

Der Name Daciano da Costa ist für viele in Portugal Synonym für modernes Möbeldesign. Sein Atelier wurde 1959 gegründet, heute führt es eine seiner Töchter, Inês Cottinelli, in neue Zeiten. Während der Lisbon Design Week zeigt das Atelier nicht nur Originalstücke und Neuauflagen ikonischer Möbel, sondern vor allem, wie relevant Designgeschichte heute noch ist – wenn sie bewusst und sensibel weiterentwickelt wird. Die ausgestellten Stücke wurden ursprünglich für konkrete Orte entworfen – und bekommen nun die Chance, sich in neue Kontexte einzufügen. So entsteht kein nostalgischer Rückblick, sondern eine lebendige Weitererzählung portugiesischer Gestaltungskultur. Ein Besuch, der nicht nur ästhetisch inspiriert, sondern auch die Bedeutung von Identität im Design sichtbar macht.

Drei Keramikstudios, ein kreatives Kraftfeld

In den verwinkelten Gassen von Ajuda liegt der Páteo Alfacinha – ein Ort, an dem Zeit stillzustehen scheint und Handwerk zur Sprache wird. Gleich drei unabhängige Studios – studio k., Malga Ceramic Design und A La Pata – öffnen hier ihre Werkstätten für Besucher:innen. Und sie tun das nicht als Bühne, sondern mitten im Tun: Töpferscheiben drehen sich, Formen werden gegossen, Hände arbeiten mit Ton, Gips, Feuer.
Kiki Voortman von studio k. zeigt feine Porzellanobjekte mit rauer, unglasierter Oberfläche – jedes Stück ein leises Statement über das Material selbst. Mariana Filipe von Malga interpretiert traditionelle Alentejo-Keramik modern – klare Formen, bewusste Reduktion, kleine Serien. Diana Medina, Gründerin von A La Pata, lädt explizit zum Mitmachen ein – mit Workshops, in denen das Arbeiten mit Ton wieder körperlich und unmittelbar wird. Wer hier vorbeischaut, begreift schnell: In Lissabon ist Keramik nicht Trend, sondern Haltung.

Wenn Stoffe Geschichten erzählen

Lidija Kolovrat gelingt mit ihrer Installation ein seltenes Kunststück: Sie verwandelt textile Gestaltung in ein multisensorisches Erlebnis. In ihrem Studio wird nicht ausgestellt, sondern eingeladen – zum Sehen, Fühlen, Riechen, Bewegen. Großformatige Stoffbahnen hängen wie Vorhänge im Raum und schaffen ein Spiel aus Licht, Schatten und Atmosphäre. Die Muster stammen aus Kolovrats langjähriger künstlerischer Arbeit, jedes erzählt seine eigene Geschichte – doch sie entfalten sich erst richtig, wenn das Publikum sich zwischen ihnen bewegt.

Dabei geht es nicht um textile Trends, sondern um emotionale Räume. Um die Frage, wie Materialien unsere Wahrnehmung verändern können – und wie wir durch Bewegung selbst Teil des Raumes werden. Wer durch die Installation schreitet, spürt: Hier geht es um weit mehr als Stoff. Es geht um Identität, Erinnerung und die Kraft des Moments.

© Daciano da Costa

© Malga Ceramic Design

© Lidija Kolovrat

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