Arbeiten unter freiem Himmel

Wie Architektur Outdoor-Offices neu denkt und was man davon für den eigenen Garten oder Balkon lernen kann.

Von der Notlösung zum inspirierenden Arbeitsplatz: Was einst als pandemiebedingter Kompromiss begann, hat sich in vielen Bereichen des Arbeitslebens zu einer bewussten Wahl entwickelt. Immer mehr Menschen und Unternehmen erkennen: Arbeit im Freien eröffnet nicht nur neue Perspektiven: sie fördert Kreativität, Wohlbefinden und Produktivität. Dank moderner Technik wie WLAN, Bluetooth und mobiler Endgeräte lassen sich viele Tätigkeiten heute problemlos nach draußen verlegen – sei es auf die Terrasse eines Bürogebäudes oder in den eigenen Garten.

Architektur, die nach draußen denkt

Zahlreiche Architekturbüros weltweit beschäftigen sich inzwischen mit der Frage, wie man Gebäude so gestaltet, dass Außenbereiche nicht nur Rückzugsort, sondern vollwertiger Arbeitsplatz sein können. Bestes Beispiel: Die „Seattle Spheres“ auf dem Amazon-Campus, entworfen vom renommierten Büro NBBJ. Drei gläserne Kuppeln, gefüllt mit über 40.000 Pflanzen aus aller Welt, bilden eine Oase mitten in der Stadt. Hier können Mitarbeitende inmitten eines künstlichen Nebelwalds arbeiten, fernab vom klassischen Bürograu – und Touristen staunen von außen über dieses außergewöhnliche Architekturstatement.

Einen anderen Ansatz wählte das Pariser Architekturbüro Atelier du Pont. Für den Hauptsitz von RATP Habitat entwickelten sie ein Gebäude, das durch Rücksprünge im Baukörper großzügige Terrassen entstehen lässt. Diese nach Süden ausgerichteten Freiflächen fungieren nicht nur als Pausenbereich, sondern auch als inspirierende Open-Air-Workspaces.

Was man draußen beachten sollte

Outdoor-Working verlangt allerdings eine durchdachte Planung. Wer etwa in praller Sonne arbeitet, kennt das Problem: Auf hellen Oberflächen blenden Reflexionen stark, Bildschirme sind kaum noch lesbar. Deshalb empfiehlt es sich, matte, gedeckte Materialien und Farben zu wählen, die Licht schlucken, statt zu reflektieren. Außerdem sollten Arbeitsplätze im Freien gut abgeschirmt sein – sowohl visuell als auch akustisch. Denn Vertraulichkeit und Datenschutz enden nicht an der Gebäudekante.

Mini-Offices für zu Hause

Für das private Umfeld haben sich mittlerweile clevere Lösungen etabliert. Vom minimalistischen Zen-Cube bis hin zum autarken Mikrohaus reicht das Angebot. Das norwegische Studio Livit etwa entwarf mit seinen „Studypods“ kleine Rückzugsräume für Garten oder Terrasse: puristisch, klar und reduziert auf das Wesentliche. Ein Ort, an dem man sich – umgeben von Natur – ganz auf die Arbeit oder auch eine Yoga-Session konzentrieren kann.

Wem das zu schlicht ist, der findet bei Anbietern wie Gartana individuell gestaltbare Outdoor-Offices, die als Tiny House oder Homeoffice nutzbar sind. Fenster, Türen und Raumgrößen lassen sich flexibel an die eigenen Bedürfnisse anpassen – ob viel Licht für kreative Aufgaben oder mehr geschlossene Flächen für konzentriertes Arbeiten.

Noch futuristischer wirken die Kapseln der Nice Architects aus der Slowakei: Ihre Minihäuser produzieren ihren eigenen Strom dank Solarzellen und einer ausfahrbaren Windturbine. So lässt sich auch an entlegenen Orten völlig autark arbeiten – samt Bett, Küche und Bad. Handwerklich rustikaler geht es bei Iglucraft aus Estland zu: Ihre runden Holzhäuser erinnern an Iglus und bieten innen dennoch moderne Arbeitsplätze inklusive Meetingraum.

Outdoor-Arbeitsplatz auf Balkon oder im Garten selbst gestalten – praktische Tipps
Aber auch ohne Designer-Kapsel lässt sich ein funktionaler und schöner Outdoor-Arbeitsplatz gestalten. Hier einige Design- und Architekturtipps für den privaten Garten oder Balkon:

Sonnenschutz clever einsetzen: Pergolen, Sonnensegel oder mobile Sonnenschirme sorgen für blendfreies Licht. Am besten wählt man helle, aber nicht reinweiße Stoffe, die angenehm schattieren, ohne zu dunkel zu wirken.

Möbel, die beides können: Robuste, wetterfeste Möbel aus Teak, pulverbeschichtetem Stahl oder recyceltem Kunststoff lassen sich als Arbeitsplatz und Relax-Zone nutzen. Ein höhenverstellbarer Tisch macht aus der Lounge-Ecke im Handumdrehen ein Büro.

Flexibler Sichtschutz: Hohe Pflanzkübel, mobile Paravents oder bepflanzte Rankgitter bieten Sichtschutz vor neugierigen Blicken und schaffen Privatsphäre – besonders in dicht bebauten Wohngebieten.

Technik wetterfest machen: WLAN-Verstärker für den Garten und Outdoor-Steckdosen schützen vor Verbindungseinbrüchen. Für Laptops bieten sich blendfreie Displayfolien und wettergeschützte Hüllen an.

Licht für die Abendstunden: Warmes LED-Licht, idealerweise dimmbar, sorgt für eine angenehme Atmosphäre am Abend und verhindert harte Kontraste, die auf dem Bildschirm stören würden.

Grüne Atmosphäre schaffen: Vertikale Gärten, Topfpflanzen oder Beete schaffen ein natürliches Umfeld, das nicht nur schön aussieht, sondern auch das Mikroklima verbessert.

© iglucraft
© ecocapsule
© studypod
© Przemo Bania
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© lulu

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