Abschalten in der Natur, dabei aber höchsten Design- und Komfortanspruch befriedigt finden. Diese Kombination entdeckt gerade der „sanfte Tourismus“ in Österreich.
Wer von uns möchte im (Winter-)Urlaub nicht gerne einfach mal die Seele baumeln lassen, Wurzeln schlagen oder nach den Sternen greifen? Um dem Wunsch (urbaner) Gäste nach mehr Nähe zu fast unberührter Naturlandschaft zumindest für die Ferien ein neues Zuhause geben zu können – ohne jedoch auf einen hohen Design- und Serviceanspruch zu verzichten –, sind gerade in Österreich spannende Konzeptideen zu sanftem Tourismus entstanden. Oder gerade im Entstehen. „Wellness für die Seele“ nennt es gar Hermann Rauter, Inhaber des Boutiquehotels Neusacherhof am Weissensee. Ein ganz spezieller Kraftplatz, so das persönliche Feedback seiner Gäste.
Rückzug ins schöne Leben
Ein Konzept, das vielleicht vor der Pandemie von einigen als eine etwas verrückte Idee bezeichnet worden wäre, realisierte Robert „Crazy“ Hollmann am Berg: mitten auf der Turracher Höhe, zwischen Gipfeln und Bergsee, auf einem Hochplateau auf 1.800 Metern Höhe. Hier wurden durch den Bau von regionalen Troadkästen in Turmform, die förmlich in die Baumkronen zu wachsen scheinen, charmante und mit allem Komfort ausgestattete Rückzugsorte für Waldfanatiker geschaffen. Als Nicht-Hotelier und stets selbst auf der Suche nach dem idealen Urlaubsort schuf der ehemalige Schauspieler im Laufe der Jahre diverse Vergnügungsstätten mit Witz und Charme, ohne auf einen gewissen Luxus, Lifestyle oder Regionalität zu verzichten. So wurden etwa alle Stoffe und Plaids aus den heimischen Steiner Stoffen genäht, Geschirr und Besteck per Hand gefertigt. Alle drei Troadkästen, die nach alter Zimmermannskunst aus massivem Fichtenholz einem antiken Getreidespeicher nachempfunden und sogar mit zwei Architekturpreisen ausgezeichnet wurden, schmiegen sich harmonisch an die Zirben und Föhren. Aus einer Sauna geht es direkt ins Freie in den Wald, ein ganz besonderes Freilufterlebnis. Denn heute zieht es speziell urbane Gäste, meist Familien, mit dem Wunsch nach frischer Waldluft, Stille und Tagträumen in die Berge. Daher trifft man hier Gipfelstürmer genauso wie Naturliebhaber oder sanfte Wintersportgäste. Denn ausgehend von der Märchenwiese ermöglicht die Turracher Höhe vom entschleunigten Langlaufen über Schneeschuhwandern im Zirbenwald bis hin zum Familienskigebiet vieles, was das Städterherz im tief verschneiten Winter begehrt.
Designverliebt bis ins letzte Detail
Am Pilgerweg nach Mariazell, konkret im touristisch noch nicht überlaufenen Örtchen Lunz am See, entsteht derzeit für April 2023 so ein Sehnsuchtsort mit besonderer Aura, alleine schon aufgrund des einzigartigen Natursees. Das haben auch die Masterminds hinter diesem Konzept, Joachim Mayr und Heinz Glatzl von M&G sowie Gründer des Wiener Formdepots, rechtzeitig erkannt. Mitten am Dorfplatz, gleich gegenüber dem relativ neu eröffneten Haus der Wildnis, baut das erfahrene Duo ein geschichtsträchtiges Haus zu einem außergewöhnlichen Refugium um. „Was als ursprünglich spontane Idee während einer Winterwanderung als kleine Frühstückspension begann, ist zu einem Herzensprojekt geworden“, berichtet Joachim Mayr mit leuchtenden Augen. Folgend ihrer großen Leidenschaft für Handwerk, Design und Architektur respektive ihrem persönlichen Verständnis von zeitgemäßem Luxus soll es ein ganz besonderer Ort für Augen und Seele werden. Mittlerweile ist das Projekt zum ersten Formdepot-Hotel gewachsen, in dem Gastfreundschaft, Genuss sowie Designaffinität eine tragende Rolle spielen sollen. Zudem wurde über die Sommermonate ein erfahrener Historiker mit dem Erkunden der Geschichte zu diesem Haus beauftragt. Immerhin stammt die historische Stube aus dem 17. Jahrhundert und soll mit all ihrem Charme authentisch ins regional angehauchte Kulinarik- und Hospitality-Konzept integriert werden. So dürfen sich die Gäste des 23 Zimmer und Suiten großen Refugiums Lunz einiges erwarten. Schönheit und Wohlgefallen, wohin das Auge blickt, mit so viel Funktionalität wie notwendig, um auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen. Wo unterschiedliche Texturen die Sinne ansprechen, wo feine Handwerkskunst ihre Geschichten erzählt, wo alles da ist, was man für eine gelungene Zeit braucht. Mit Blick auf den vorbeifließenden Fluss, die Ybbs – eine weitere Kraftquelle an diesem Ort.