Die pittoreske Hafenstadt an der Schelde hat sich einmal mehr herausgeputzt: Die Antwerp Design Week ist eines der neuen nordischen Designhighlights des Frühsommers. In der Stadt selbst und auch rundherum zeigen belgische Top-Marken und junge Designer, was sie können und rücken belgisches Design in den internationalen Fokus.
Antwerpen, die historische Hansestadt mit großer Geschichte, ist durch eine engagierte Initiative von belgischen Herstellern und Produzenten zu einem neuen Design-Hotspot geworden. Mit internationalen Gästen umzugehen ist man hier schon lange gewohnt, doch neben den kulinarischen, architektonischen und kunsthistorischen Attraktionen, die die Perle an der Schelde zweifelsohne zu bieten hat, hat man das eigene gegenwärtige, gestalterische Potenzial entdeckt, das mit der Antwerp Design Week in den Fokus gerückt werden soll. Das weit über die eigentlichen Stadtgrenzen hinaus gestreute Event umfasste dieses Jahr insgesamt 50 belgische Designmarken wie auch die Kreationen junger aufstrebender Talente, die in und rundum Antwerpen erlebt werden konnten. Design De Luxe hat die Antwerp Design Week erstmals besucht und jede Menge Schönes, Exklusives und Herzerfrischendes entdeckt.
Schauplatz Kortrijk
Unsere Journalistengruppe startete die Designtour südlich von Antwerpen in Kortrijk, wo Vincent Sheppard seinen neuen Showroom gerade eröffnet hat. Das Gebäude mitten im Grünen verfolgt ein Konzept eines großzügigen Einfamilienhauses, wo die verschiedenen Modelle für den Innen- und Außenbereich hautnah erlebt werden können. Vincent Sheppard wurde 1992 von einem kleinen Team gegründet, das seine Leidenschaft für Lloyd Loom-Möbel begeisterte, und fertigt seitdem Mobiliar in Loom-Technik, bei der Kraftpapier um einen Metalldraht gewickelt wird. Das ikonische Design dieser Möbel, die in Indonesien in einer eigenen Produktion hergestellt werden, wird heute in mehr als 50 Länder exportiert.
Zwischen Kunst und Natur
„Take part in our art“ ist das Motto von Gardeco Objects, ein Unternehmen, das zum Besuch im modernen Schauraum auf zwei Etagen einlud. Das in Belgien ansässige Unternehmen wurde im September 1999 von Sonja Crevits und Jan Simaey gegründet und kann als Kunstverlag bezeichnet werden, der sich auf handgefertigte dekorative Designobjekte spezialisiert hat. Im Fokus steht hier, Kunst und Design einem breiteren Publikum vorzustellen. Durch die Zusammenarbeit mit den exklusivsten Einrichtungshäusern der Welt, renommierten Museumsshops, Kunstgalerien, Architekten und Innenarchitekten. Jedes Produkt wird in kleinen, familiengeführten Ateliers auf der ganzen Welt in Kleinserienfertigung hergestellt, stets die Bedeutung eines nachhaltigen und ethischen Produktionsprozesses im Auge. Dabei werden traditionelle Herstellungsmethoden mit zeitgenössischen experimentellen Ansätzen kombiniert. Das Ergebnis sind qualitativ hochwertige, vor allem aber einzigartige Produkte, die allen ästhetischen und technischen Anforderungen gerecht werden. Jedes Atelier ist seit vielen Jahren jeweils auf die Herstellung von Objekten aus Keramik, Bronze, Glas oder sogar Speckstein spezialisiert.
Königlicher Luxus
Royal Botania ist seit vielen Jahren auf dem internationalen Terrain ein Begriff. Seit vielen Jahren schon leitet der Gründer Kris Van Puyvelde das Designteam, und das mit großem Erfolg. Denn mit Konsequenz und Innovationskraft hat er nicht nur in Europa Fuß gefasst, sondern bereits den amerikanischen Kontinent erobert. Zu den großen Steckenpferden des Unternehmens gehören neben der Ästhetik auch Ergonomie und Technik. Für frischen Wind sorgen immer wieder neue Kooperationen mit außenstehenden Designern. Royal Botania versteht sich als Schnittpunkt zwischen Luxus, Komfort und Design und möchte stilvolle Rückzugsorte zur Entspannung und Muße schaffen. Kommenden Herbst eröffnet Royal Botania seinen neuen Schauraum.
Nachhaltigkeit als Erfolgsrezept
Die nächste Station war das Headquarter von Ethnicraft in Boom. Seit mehr als 20 Jahren setzt man hier konsequent auf Nachhaltigkeit, und das auf jeder Ebene. Möbel werden aus Massivholz gefertigt, der Stil ist zeitlos, klassisch und authentisch. Kurz: Die Philosophie ist es, Möbel für Generationen zu schaffen. Dabei setzt man auf Handwerkskunst und Tradition, in die auch neue, moderne Technik immer miteinfließt. Gegründet in Antwerpen von den beiden Freunden Benoit Loos und Philippe Delaisse, geht es hier in erster Linie darum ein Zuhause zu schaffen, dessen Teil Möbel und Accessoires sind, aber nicht dessen kompletter Inhalt. Vielmehr sollen Räume entstehen, die sich wie ein Zuhause anfühlen sollen – individuell und einzigartig.
Lust auf „Morgen“
Zurück in Antwerpen waren wir zu Gast bei Domani mit einem Schauraum direkt im Stadtzentrum. Hier kommt man ins Staunen in Anbetracht der überdimensionalen Pflanzgefäße, die sowohl durch ihr Größe als auch durch ihre haptischen Qualitäten faszinieren und im ungarischen Pécs hergestellt werden. Die handgefertigten Objekte, die übrigens auch im Wiener Palais Harrach zu sehen und zu erwerben sind, sind Unikate, deren Entstehungsprozess bei jedem einzelnen Schritt unter genauer Beobachtung steht. Dieses Jahr präsentiert das 1992 gegründete Unternehmen zwei neue Kollektionen, die die Handarbeit, die Tradition und die Erdverbundenheit durch das Material besonders gut zum Ausdruck bringen.
Jeder Tag ein Fest
Tag 3 unserer Reise begann und endete zugleich mit dem Besuch von XL Boom. Wer auf der Suche nach edlen Gebrauchsgegenständen und außergewöhnlicher Tableware ist, ist hier goldrichtig. Für die Gründer Ann De Cock und Geert-Jan Van Cauwelaert geht es vor allem um aufrichtige Leidenschaft für das Handwerk. Mit kunstvollen Objekten für den Innen- und Außenbereich schaffen sie seit 1997 Ästhetik im Alltag. Originelle Entwürfe, die jedes für sich eine Geschichte erzählen, kennzeichnen die Geschichte des Antwerpener Unternehmens. Sie alle werden von unterschiedlichen Ateliers außerhalb Europas produziert. Geert-Jan Van Cauwelaert ist eine der treibenden Kräfte hinter der Antwerp Design Week und freut sich, dass immer mehr Unternehmen hinzukommen.