Fünf Neuheiten, über die man jetzt spricht

Wer dieser Tage durch die Studios, Showrooms und Press Previews der internationalen Designszene streift, begegnet diesen besonderen Projekten.

Fünf aktuelle Projekte zeigen exemplarisch, wie unterschiedlich Designansätze heute ausfallen können – und worauf es in der gestalterischen Diskussion 2025 ankommt.

Beginnen wir in Südschweden, an einem Ort, wo Wildtiere durch weite Landschaften ziehen und das Licht kaum je gleich ist: Eriksberg. Hier, im gleichnamigen Naturreservat, haben Carl Philip Bernadotte und Oscar Kylberg nicht nur das neue Hotel Arken gestaltet, sondern gleich eine ganze Möbelkollektion entwickelt, die aus dem Ort selbst heraus zu wachsen scheint. Schreibtisch, Stuhl, Schrank – gefertigt aus Eiche, Messing und dem seltenen, fast schwarzen Bishop-Diabas, der sich in den Türfronten des Schranks wiederfindet. Das Material stammt aus Skåne, ist vulkanischen Ursprungs und wirkt, als hätte es Jahrhunderte auf diesen Moment gewartet. Eriksberg ist keine Stilübung, sondern ein Manifest für Gestaltung, die aus Umgebung, Geschichte und Intuition entsteht.

In Kalifornien denkt Kelly Wearstler zur gleichen Zeit in ganz andere Richtungen – und kommt zu einem ähnlich tiefen Ergebnis. Ihre Mesa Collection ist eine textile Erzählung über Topografie. Felsformationen, geologische Linien, Sedimentschichten – alles wird hier zur Struktur, zum Gewebe, zur performanten Oberfläche. Es geht nicht um Dekoration, sondern um das taktile Echo der Landschaft, um textile Plattenverschiebung. Wearstlers Stoffe wirken wie gerahmte Ausschnitte aus der Erdgeschichte – robust, subtil, räumlich. Sie erzählen nicht nur von der Natur, sondern auch von ihrer Interpretation durch Design.

Belvedere von Ludovica Serafini und Roberto Palomba ist das neue Kreativprojekt von Ludovica Serafiniund Roberto Palomba, ein Stuhl, dessen Name an die zeitlose Eleganz des Schlosses Belvedere in Wien erinnert, Hüter österreichischer Kunst und Tradition. Dieses Projekt entstand aus der Begegnung zwischen dem raffinierten Erbe der Wiener Sitzmöbel und der Innovationskraft von Kartell, das hochmoderne Materialien und Lösungen erforscht. Österreichisches Stroh wird mit einer Struktur aus recyceltem Kunststoff kombiniert, was ihm Leichtigkeit und Modernität verleiht.

Mit dem italienischen Label Lepid und Patricia Urquiola greift Kartell in der Neuauflage des Bonheur du Jour noch tiefer in die Geschichte. Der zierliche Schreibsekretär, einst Ikone weiblicher Selbstbestimmung und bürgerlicher Repräsentation, wird hier zu einem fast stillen Möbel – reduziert, fein, souverän. Keine Retro-Anmutung, kein Golddekor, sondern klare Linien, ehrliche Materialien, kultivierte Zurückhaltung. Die Bücherregale, Regale, das Sideboard und die Konsole basieren nämlich auf einer Sprache aus leichten Verbindungen und Überlappungen, die der Struktur Rhythmus und Bewegung verleihen. 


Ganz und gar unklassisch ist dagegen, was Daniele Papuli in Mailand zeigt. Mit Fragmenti entwirft er keine Möbel, sondern Situationen – aus Papier. Seine Objekte sind skulptural, taktil, überraschend robust. Regale, Paravents, Spiegelstationen – jedes Stück besteht aus handgeschichteten Lagen Papier, die sich wie organische Wellen im Raum ausbreiten. Papuli nennt sich selbst einen „Scultografo“ – einen Zeichner in drei Dimensionen. Und wirklich: Seine Arbeiten lesen sich wie Kompositionen, wie bewegliche Partituren, die sich anpassen, verformen, berühren lassen wollen. Fragmenti will ein leises Plädoyer für Leichtigkeit sein.

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