Arthur Arbesser verpasst dem Hotel Altstadt Vienna einen neuen Look

Design Deluxe zeigt, wie die „Wiener-Mailänder Melange“ aussieht.

Yasmin El Mohandes

In der Kirchengasse 41 liegt ein Ort, der seit Jahrzehnten nicht nur Übernachtung, sondern Kreativität bietet: das Hotel Altstadt Vienna. Hier, wo jedes Zimmer von kreativen Köpfen wie Matteo Thun oder Josef Frank inspiriert oder gestaltet wurde, reiht sich nun auch der Modedesigner Arthur Arbesser in die Riege der Gestaltungsgroßen ein. Der gebürtige Wiener, der seit Jahren in Mailand lebt, hat zwei neue Zimmer des Boutiquehotels mit seiner ganz eigenen Handschrift versehen: als „Wiener-Mailänder Melange“ aus grafischer Strenge, Farbenfreude und einem erzählerischen Stil, der zwischen Mode, Interiordesign und Kunst flaniert.

Das Hotel Altstadt Vienna wurde 1991 von Otto E. Wiesenthal gegründet, der damit einen persönlichen Traum verwirklichte: die Verschmelzung von Hotel, Galerie und Altbauwohnung. Seitdem ist das Haus ein lebendiges Kunstprojekt. Wiesenthals Credo lautete von Beginn an: „Gestalte einen Ort so, dass du selbst gerne deine Zeit dort verbringen möchtest.“ Dieses Prinzip scheint auch Arbesser tief verinnerlicht zu haben.

Arbessers Gestaltung ist dabei keine glatte Designübung, sondern ein atmosphärisches Bekenntnis. Zimmer 14 ist eine Hommage an den Wiener Jugendstil: Ein tiefes Blau und ein leuchtendes Saffrangelb bestimmen die Palette und kontrastieren mit der klassischen Stuckarchitektur. Besonders ins Auge fällt der Stoff Flowers, den Arbesser in Zusammenarbeit mit der österreichischen Möbelmanufaktur Wittmann entworfen hat. Der florale Druck, der sich auf dem Bettmodell Spring sowie einer Sitzbank wiederfindet, verneigt sich deutlich vor Josef Frank, einem seiner „Helden“.

Dabei bleibt Arbesser nicht in der Vergangenheit verhaftet und kombiniert die ikonischen Fauteuils Kubus und Fledermaus von Josef Hoffmann mit zeitgenössischen Entwürfen wie den Sticks Table von Jaime Hayon. Auch seine Wahl italienischer Designklassiker ist kein Zufall: Der Quaderna-Schreibtisch von Superstudio, die Imbuto-Stehlampe von Luigi Caccia Dominioni sowie die ikonische Snoopy-Lampe der Castiglioni-Brüder holen den Zeitgeist Mailands in die Wiener Altbauwohnung.

Noch deutlicher wird Arbessers grafischer Anspruch in Zimmer 30. Hier zieht sich das Motiv des Würfels wie ein roter Faden durch das gesamte Raumkonzept. Das Badezimmer, gefertigt von der steirischen Glasmanufaktur Josef Göbel, ist ein monochromer Schwarz-Weiß-Kubus; die Nachtkästchen sind dekonstruiert, in Farbe getaucht und handgefertigt nach Arbessers Entwürfen. Besonders auffällig: die geometrische Wandbordüre der Wiener Werkstätte, die sich um das Bett schlängelt. Der Teppich Chess erinnert an die Bodenfliesen klassischer Wiener Stiegenhäuser – eine subtile Referenz an die Stadt seiner Herkunft.

Arbesser zeigt, wie Raumgestaltung erzählen kann, ohne Worte zu benutzen. Er verwebt Designgeschichte, persönliche Erinnerung und kulturelle Referenz zu einem Gesamterlebnis, das nicht laut, sondern intensiv wirkt. In beiden Zimmern spürt man nicht nur den Geist der Stadt, sondern auch Arbessers tiefe Auseinandersetzung mit Raum und Identität. Seit zwanzig Jahren lebt und arbeitet der Designer in Mailand. Nach dem Abschluss an der Central Saint Martins School in London arbeitete er für Giorgio Armani, gründete sein eigenes Label und wurde 2015 Finalist des LVMH Preises. Seine Mode lebt von klaren Linien, geometrischen Mustern und Farben mit Haltung. Diese Prinzipien überträgt er auch auf den Raum. Es ist nicht verwunderlich, dass er inzwischen auch im Möbel- und Interiordesign eine wachsende Rolle spielt – etwa als kreativer Berater für Wittmann.

Seine beiden Zimmer Hotel Altstadt Vienna sind jedenfalls eine Einladung, Wien neu zu entdecken – durch die Augen eines Designers, der in Mailand zu Hause ist, aber seine Wiener Wurzeln nie vergessen hat.

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