Farbenlehre: Ein „How to“ für ein mediterranes Zuhause

Es geht dabei nicht nur um Eyecatcher, sondern darum wie Farbe, Tapete und Textilien ein harmonisches Ganzes bilden.

Nicola Afchar-Negad

Eine blassgrüne Markise, südfranzösische Inseln als gehauchtes Tapetenmotiv, eine Hausfassade in Ultra Blue: So viel Farbfinesse auf der Terrasse ist noch ungewohnt, ja, fast schon revolutionär. Aber: Es ist im Kommen! Man kann nicht gebetsmühlenartig verbreiten, dass sich die Grenzen zwischen In- und Outdoor auflösen und dann beim Thema Farbe kapitulieren. Die richtige Ansprechperson für solch gekonnte Farbverläufe: Ruth Mottershead, Kreativdirektorin von Little Greene, einem familiengeführten Unternehmen aus Manchester – nachhaltig und renommiert. Bei Mottershead zündet der mediterrane Funken sofort, sie liefert ein Nuancen-Narrativ: „Eine durchdachte, stimmungsvolle Farbwahl kann Ihr Zuhause entweder auf die mystischen griechischen Inseln oder an die mondäne französische Riviera versetzen. Ganz konkret denke ich an satte Gelbtöne wie unser Giallo, das ja die Sonne Italiens schon im Namen trägt, an Meerestöne wie Mazarine, Smalt oder Ultra Blue, das nur aus einem einzigen Pigment hergestellt wird. Oder an üppiges Grün wie Jewel Beetle oder Pea Green sowie erdige Rottöne à la Tuscan Red oder Drummond.“ Wer das im Wohnzimmer ausprobieren möchte, sollte natürlich auf den Lichteinfall achten, wie Mottershead betont. „Räume mit Südausrichtung bekommen wärmeres Tageslicht, was Farben gelber erscheinen lässt.“ Ihre Antwort bezieht sich auf die Frage, ob es denn sinnvoll sei, einen ganzen Raum getreu Color Drenching in Terrakotta einzutauchen. „Dieses einhüllende Gefühl kann uns gerade an kühlen Wintertagen die Wärme eines Sommerurlaubs in Erinnerung rufen.“ Farbe könne „einzelne Elemente miteinander verbinden“, also etwa Möbelstücke. Das gilt auch für draußen. Und welche Farbtöne bieten sich hier an? Richtig – alles Grüne. Eine smaragdfarbene Gartentür, ein blattgrünes Gartenhäuschen, schlammgrüne Fensterrahmen – egal welcher Ton, sie alle verstärken das Gefühl, in der Natur zu sein. Unmöglich, hier komplett danebenzugreifen. 

Für jedes Material die richtige Farbe

So sehr uns die zuckerlfarbenen Häuser in Procida (Amalfiküste) oder das Pingpong der blau-weißen Architektur in Griechenland auch faszinieren, sie sind nicht unbedingt Ausdruck von Persönlichkeit. Mottershead: „Die Farben der Fassaden haben oft praktische Gründe, historisch gesehen. Strahlendes Weiß zum Schutz vor der Hitze oder das sogenannte Ochsenblut zur Imprägnierung von Holz.“ Abgesehen davon will man halt auch oft ein gutes Bild für die Touristen abgeben. Prinzipiell möglich ist es aber, etwa die dem Garten zugewandte Hausseite zu gestalten – es gibt für so ziemlich alle Oberflächen die richtigen Finishes. Im Fall von Little Greene: „Masonry Paint wurde speziell für die Fassade entwickelt. Korrekt angewendet schützt sie Außenwände bis zu 15 Jahre vor Witterung und Abnutzung. Für Holz und Metall: Intelligent Exterior Eggshell, und für ein glänzendes Finish: Intelligent Gloss.“ Was insbesondere in der Natur selbstredend sein sollte: Alle Farben sind wasserbasiert und umweltfreundlich. Auch denkbar: auf der Außenwand eine flächendeckende Tapete zu affichieren. Etwa ein florales Mural. Marken wie Instabilelab oder Acte-Deco machen’s vor und weisen auch im ersten Satz darauf hin: Das ist ein Job für Profis! Beim Material setzen diese Hersteller etwa auf Glasfaser – geeignet auch fürs Bad. Die Projektfotos zeigen oftmals überdachte Wände – im besten Fall werden sogar Wand und Decke tapeziert, etwa in einer Fliesenoptik, angelehnt an die des Pools. Das ist definitiv Königsklasse! Dazu gesellen sich dann Outdoor-Teppiche wie Mediterraneo (Matteo Thun und Antonio Rodriguez für Object Carpet), die heutzutage immer häufiger auch wahre Recycling-Wunder sind, die Mediterraneo-Stücke etwa aus 100 Prozent recyceltem Polyester. Sehen robust und natürlich – ein bisschen wie Rattan – aus, sind aber überraschend weich. Auch Kissen- und Sofabezüge überstehen die Sommergewitter, selbst Polstersessel ziehen nach draußen, Perennials und Rubelli sind zwei der Marken, die inspirieren. Was einem klar sein muss: Es kostet. Sollen Materialien den Naturgewalten trotzen, muss man investieren. Und die kleine LED-Tischleuchte, die wandert nach dem Sommerabend in der eigenen Casita dann einfach mit rein auf den Nachtisch.

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